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Predigt von P. Pascal Meyerhans am 3. Sonntag der Osterzeit 2024

Sind Sie in ihren Gedanken auch schon in ein Loch gefallen? Das ist mir kürzlich passiert. Ich habe einem Mitbruder zu erklären versucht, gleichsam gebeichtet, wie ich den Boden unter den Füssen verloren habe. Ich hätte doch so gebetet, dass das und das in Erfüllung gehe. Doch es wurde immer schlimmer, genau das Gegenteil sei eingetroffen. Nebenanderem hatte ich auch um Priesternachwuchs gebetet, doch auch der blieb aus. Es waren noch andere Dinge, die leider unerfüllt blieben. Vermutlich habe ich nicht richtig, eben falsch gebetet. 

Mein Mitbruder war kleverer als ich: Schau doch auf unsern Meister, auf Jesus, meinte er. Ihm blieb das Kreuz auch nicht erspart. Er fiel ins tiefste Loch, ihm blieb sogar der Tod nicht erspart. Er hat gebetet, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen möge. Doch gerade dieser Kelch ging nicht vorüber und hat ihn, der Sohn Gottes ist, zutiefst getroffen und heimgesucht, eben in den Tod gebracht.

Liebe Mitchristen, die beiden Emmausjünger sind Ihnen durch die Osterereignisse sicher bekannt: die beiden sind Beispiel, sollen als weiterbringende Hilfe dienen. In ihrer grossen Traurigkeit sind sie kopfhängend - ahnungslos Jesus begegnet. Im heutigen Evangelium sind sie zwar nicht mehr in diesem ihrem Loch, in ihrer unsäglichen Traurigkeit, weil man Jesus ans Kreuz geschlagen hat und er gestorben ist. Sie wurden aus ihrer Traurigkeit herausgerissen, geradezu in einen freudigen Schock versetzt: der tot war, lebt. Sie sind ihm begegnet, haben mit ihm geredet, gegessen. Anfangs erkannten sie ihn nicht. Als ihnen aber klar war, wer er war, sind sie aufgesprungen, haben sich auf den Weg gemacht, um diese grossartige Neuigkeit den andern Jüngern mitzuteilen.

Jesus ist nicht mehr im finstern Loch des Todes. Er lebt. Diese unerhört freudige Nachricht wird den Jüngern daheim in Jerusalem, die gerade jetzt im heutigen Evangelium auch von den Emmausjüngern über die Neuigkeit unterrichtet werden, immer mehr bewusst. Allen gehen die Augen auf. Auch sie dürfen ihm begegnen, mit ihm reden, essen, ihn betasten, können es aber trotzdem fast nicht glauben. Der Schock sitzt tief. 

Da hat ihnen Jesus alles erklärt, dass das so geschehen musste, so wie es in den Schriften von ihm steht und wie er es ihnen vorausgesagt hatte.

Aus dem dunkeln Loch herausgerissen werden. Das haben die Jünger auf sensationell freudige Art und Weise erfahren dürfen. Ihre Traurigkeit wandelte sich zu einem Osterereignis, wie wir es uns intensiver kaum vorstellen können: der tote Jesus lebt, er ist auferstanden. 

Ich hoffe, dass auch wir, dass auch ich aus der schwierigen Loch-Erfahrung des Nicht weiter Wissens, des Stecken-Bleibens, oder wie immer wir es auch nennen wollen, des Blockiert-Seins herausgerissen werden und zu der erhofften Tatsache kommen, dass unsere Erfahrung auch anders wird als trostlos und dunkel. Das zu erhoffen ist vermutlich die alles gutmachende Kraft des Glaubens, die auch ich, vermutlich auch Sie - immer wieder - wohl mit viel Geduld zu erlernen haben.  
  
 

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