
Schriftkultur
Über Jahrhunderte hinweg gehörten die Klöster im Abendland zu den wenigen Horten der Kultur. Denn während nach dem Ausgang der Antike die Kenntnis der Schrift im Allgemeinen mehr und mehr verlorenging, wurde dieses Wissen hinter den Klostermauern sorgfältig weitergepflegt. Entscheidend hierfür war nicht zuletzt die Hochschätzung der Schrift durch den heiligen Benedikt von Nursia (+ 547), der beispielsweise in seiner Regel seinen Brüdern aufträgt, jedes Jahr in der Fastenzeit ein Buch von Anfang bis Ende ganz durchzulesen (Benediktsregel 48, 15f.).
Die mittelalterlichen Mönche haben so unzählige Texte aus der Antike – zu Naturwissenschaften, Philosophie, Geschichte, Literatur, Geographie usw. – in unsere Zeit hinübergerettet. Auch in Einsiedeln ist diese Hochschätzung der schriftlichen Kultur zu beobachten: Kurze Zeit nach der Gründung des Klosters wurde hier bereits das erste Buch gebunden.
In Einsiedeln blickt man also auf eine lange Tradition der Schrift und des Buches zurück. Diese Kultur ist bis heute lebendig geblieben, indem sie nicht nur museal gepflegt, sondern auch kreativ weiterentwickelt wird, etwa durch die Publikation eigener Bücher verschiedenster Genres – vom Cartoon über wissenschaftliche Abhandlungen bis hin zu spirituellen Werken.