Laut ruft uns, Brüder, die Heilige Schrift zu: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Mit diesen Worten zeigt sie uns also, dass jede Selbsterhöhung aus dem Stolz hervorgeht. Davor hütet sich der Prophet und sagt: „Herr, mein Herz ist nicht überheblich, und meine Augen schauen nicht hochmütig; ich ergehe mich nicht in Dingen, die für mich zu hoch und zu wunderbar sind. Wenn ich nicht demütig gesinnt bin und mich selbst erhöhe, was dann? Du behandelst mich wie ein Kind, das die Mutter nicht mehr an die Brust nimmt.“ (Benediktsregel, Kapitel 7)
Die Selbsterhöhung durch den Stolz ist das Ergebnis einer egoistischen Grundhaltung, in der mein „Ich-sein“ die höchste Priorität hat, mein Stolz durch das Herabschauen auf andere immer grösser wird und viel mehr auch gar nicht zählt; denn hinter mir die Sintflut…
Diese überspitzte Darstellung ist leider oftmals gar nicht so weit entfernt von der Realität, wenn man sich anschaut, was in der Welt alles passiert. Wer sich dann aufregt über all diese Egoisten, den fordert die Benediktsregel dazu auf, lieber das eigene Handeln und Tun zu hinterfragen: Wie sehr bin ich eigentlich bereit zur Demut?
Egal, ob in einem Kloster oder in einer Familie, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis, in der Pfarrgemeinde oder im Sportverein: Damit der Mensch gemeinschaftsfähig ist, muss er zuerst bereit sein, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, Kompromisse zu suchen und die Bedürfnisse seines Nächsten wahrzunehmen.
Denn das bedeutet Demut: Mut zum Dienen! Nicht meinen eigenen Willen zu überhöhen und meine Person über andere zu stellen, sondern den Willen Gottes zu vollbringen, andere Menschen würdevoll zu behandeln und mich in ihren Dienst zu stellen. So, wie es Jesus im Evangelium vorlebt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)
Insbesondere meint die Tugend der Demut daher, hinzuschauen auf die sozialen Ränder der Gesellschaft, auf Bettler, obdachlose und einsame Menschen, jedoch nicht von oben herab, gestresst und mit wichtigem Blick, sondern demütig, mit offenen Augen und mit offenem Herzen. Um schliesslich dort zu helfen, wo es mir möglich ist.
Matthias Gatt, 19 Jahre, Student.