«Tut ihr das, werden meine Augen auf euch ruhen, und meine Ohren werden eure Gebete hören, und bevor ihr mich anruft, werde ich sagen: Hier bin ich.» (Benediktsregel, Prolog 15)
Mit der Osternachtsfeier hat die Osterzeit begonnen, die ja bekanntlich bis Pfingsten dauert. Die Evangelien berichten uns von vielen Menschen, die in dieser Zeit dem auferstandenen Christus begegnet sind. Der heilige Benedikt hat vermutlich die Erfahrung gemacht, dass solche Begegnungen mit Jesu Auffahrt in den Himmel nicht einfach abgebrochen sind. Sonst hätte er wohl nicht behauptet, dass Gott uns zusichert, dass er da ist, noch bevor wir ihn anrufen. Aber er geht davon aus, dass es eine Voraussetzung gibt, die erfüllt sein muss, um Gottes Gegenwart zu erfahren: Man muss wahrhaft Gott suchen. Nur wer die Beziehung zu Gott auch tatsächlich sucht und pflegt, kann vermutlich erst die Begegnung mit Gott als solche erkennen. Die Benediktsregel beschreibt zwar sehr ausführlich, wie die Nachfolge Christi gestaltet werden soll. Aber der heilige Benedikt gibt auch eine Kurzanleitung. Denn er benennt in kurzen Worten, was zu tun ist, um Gottes Augen und Ohren auf sich zu ziehen. Im vorangehenden Vers schreibt er nämlich: «Willst du das wahre und ewige Leben haben, so bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse, und tu das Gute; suche Frieden, und jage ihm nach!» (Prolog, 14). Der heilige Benedikt ist überzeugt: Wer dies beherzigt, kann auch heute noch jederzeit Jesus Christus begegnen.
Zur Autorin: Verena, Jg. 1967, ist selbständigerwerbend, Mutter dreier erwachsener Kinder und Oblatin des Klosters