«Siebenmal am Tag singe ich dein Lob» (Benediktsregel 16,1 – Zitat gemäss Psalm 119, 164)
In einem Leben ausserhalb eines Klosters ist es wohl eher unrealistisch, in einer oder zwei Wochen den ganzen Psalter zu beten, wie es der heilige Benedikt in seiner Gebetsordnung vorsieht. So ganz auf das Beten der Psalmen verzichten möchte ich nun aber doch nicht. Es gibt ja zum Glück Möglichkeiten, sich dieser Weisung zumindest anzunähern. Auf eine davon möchte ich hier näher eingehen. Sie wurde mir anlässlich meines Besuches in Rom an der Generalaudienz von Papst Franziskus vom 19. Juni 2024 wieder in Erinnerung gerufen. Er forderte alle Katholiken auf, öfter mal die Bibel zur Hand zu nehmen und einen Psalm zu beten. Er meinte, dass darin vieles enthalten sei, was auch für uns moderne Menschen relevant und hilfreich ist, auch wenn die Psalmen in einer Zeit geschrieben wurden, in denen die religiöse Mentalität oder die historische Situation eine andere war.
Papst Franziskus begründete seine Aufforderung damit, dass das Beten der Psalmen unser Gebet bereichert, indem es uns von egozentrischen Bittgebeten wegführt. In den Psalmen wird gelobt, gedankt oder geklagt und sie führen uns auch vor, was es heisst, wahre Hingabe an Gottes Willen zu üben. Er zitierte in diesem Zusammenhang aus dem Psalm 40: «Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun, o Gott» (Ps 40,9). Papst Franziskus wurde sehr konkret und schlug vor, einen Psalm zu beten und den Vers, der das Herz anspricht, mit in den Tag zu nehmen und ihn öfter zu wiederholen, denn, wie er betonte: «Ich versichere euch, dass ihr am Ende glücklich sein werdet».
Zur Autorin: Verena ist selbständigerwerbend, Mutter dreier erwachsener Kinder und Oblatin des Klosters