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In der Kolumne «Meine Benediktsregel» teilen verschiedene Autorinnen und Autoren, die mit unserem Kloster verbunden sind, in kurzen Texten ihre Gedanken darüber, wie sie die Benediktsregel als Inspiration für ihr Leben ausserhalb von Klostermauern zu nutzen versuchen.

«Seine Hoffnung Gott anvertrauen» (Benediktsregel 4, 41)

«Seine Hoffnung Gott anvertrauen» (Benediktsregel 4, 41)

Die eigene Hoffnung Gott anzuvertrauen ist wohl leichter gesagt als getan. Manchmal aber verläuft das Leben nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten. Es gibt Situationen, in denen wir den Gang der Dinge nicht beeinflussen können. Gerade dann ist es hilfreich, wenn man darauf vertrauen kann, dass Gott einem beisteht. So viel Vertrauen zu haben, ist allerdings alles andere als selbstverständlich. Wenn man jedoch immer wieder die Erfahrung von Gottes Fürsorge macht, dann steigert sich das Vertrauen unweigerlich. Dazu muss man sich aber der Momente, in denen wir beschenkt werden, auch bewusst werden. Das bleibt uns in der Hektik des Alltags jedoch häufig verborgen.

Vor rund zwanzig Jahren riet der damalige Abt Martin den Teilnehmenden der Einsiedler Clinch-Wallfahrt, jeden Abend auf den Tag zurückzuschauen und sich all die Momente im Tagesverlauf in Erinnerung zu rufen, in denen man auch nur ein Fünkchen Freude verspürt hat.

Wer sich das angewöhnt, stellt mit der Zeit fest, dass auch der schlimmste Tag mehrere solcher Momente aufweist. Natürlich geschehen uns nicht jeden Tag grossartige Dinge, aber wir erleben täglich viele kleine Freuden, die allerdings neben einer einzigen unerfreulichen Sache schnell in Vergessenheit geraten. Das freundliche Lächeln eines Passanten auf der Strasse könnte so eine kleine Freude auslösen, die erste Schlüsselblume im Wald, das perfekte Wetter am Skitag oder auch, wenn eine Zugverbindung trotz Verspätungen dennoch geklappt hat. Zu diesen kleinen Freudenmomenten können wir wenig bis gar nichts beitragen. Sie sind uns schlicht immer wieder geschenkt. Wenn wir dies bewusster wahrnehmen, fällt es uns mit der Zeit leichter, unsere Hoffnung Gott anzuvertrauen und wir erinnern uns auch in Momenten der Verzweiflung daran, dass Gott für uns da ist.

Zur Autorin: Verena, Jg. 1967, ist selbständigerwerbend, Mutter dreier erwachsener Kinder und Oblatin des Klosters.

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