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Predigt von P. Markus Steiner am 9. Sonntag im Jahreskreis 2024

Vielleicht erinnern auch sie sich noch an die Zeit, da die Bauern am Sonntag nur mit Erlaubnis des Pfarrers heuen durften, nur die Bäckereien für kurze Zeit geöffnet waren. Knechtliche Arbeiten, wie man das nannte, waren strikte verboten, die Hausfrauen und die Gaststätten hatten allerdings viel zu tun, und die Lehrer korrigierten die Hefte ihrer Schüler. Der Besuch des Gottesdienstes war selbstverständlich und die Kinder hatten auch noch zur Christenlehre zu erscheinen. 

All das stand unter dem Namen des Sonntagsgebotes. Und im Beichtspiegel nach den Zehn Geboten wurde dieses Sonntagsgebot unter Drittens behandelt. Nur, es gibt in der Bibel dieses Sonntagsgebot nicht, schon gar nicht unter den Zehn Geboten. Was es gibt ist einerseits der Brauch der jungen Christen, am ersten Tag der Woche zum Brotbrechen zusammenzukommen und sogar Mahnungen wie die des Hebräerbriefs: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist. (Hebr 10, 25)“ Und es gibt andererseits das Sabbatgebot, wie wir es aus dem Buch Deuteronomium gehört haben, und das als viertes der Zehn Gebote eingeschärft wird. Dieses Gebot hatte nichts mit einem Gottesdienst zu tun, erst später wurde es mit dem Besuch der Synagoge verbunden. Es soll – und das war damals revolutionär – die Menschen zur Ruhe kommen lassen, nicht zuletzt die Sklaven und Lohnarbeiter. Es ist also in erster Linie ein soziales Gebot. So hat Jesus recht, wenn er sagt: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. (Mk 2, 27). Nach dem Exil wurden dann die Vorschriften zu Sabbat immer detaillierter und ihre Einhaltung zum Zeichen der wahren Gottesverehrung.  Gegen diese Verabsolutierung wehrt sich Jesus. 

Erst nachdem das Christentum zur Staatreligion geworden ist, sind diese zwei Elemente zusammengewachsen und haben schliesslich dieses Sonntagsgebot hervorgebracht. Es ist seinerseits rigoros geworden und darum wohl nicht immer im Sinne Jesu. Die alten Sonntagsbräuche sind weitgehend verschwunden. An ihre Stelle sind neue Zwänge getreten.  Wie könnte eine sinnvolle Sonntagsgestaltung heute aussehen? Hier einige Anregungen:

Gehen sie weiterhin den Gottesdienst. Helfen sie aber mit, dass dieser attraktiver wird. Das können auch sie, nicht nur der Prediger und die Organistin. Tragen sie dazu bei, dass eine Atmosphäre entsteht und Gemeinschaft fühlbar wird, durch Zusammenrücken, durch Aufmerksamkeit, durch hörbares Mitbeten und Mitsingen. Und diese Gemeinschaft soll nicht an der Kirchentüre aufhören. Nutzen sie bestehende Möglichkeiten für Kontakte oder initiieren sie neue. Vielleicht kann daraus ein Netzwerk entstehen, das auch im Alltag trägt.

Widersetzen sie sich den Zwängen der Spassgesellschaft und dem Leistungsdruck, der auch die Freizeit prägt. Überlegen sie sich, was sie wirklich zur Ruhe kommen lässt und ihnen Kraft schenkt. Das wird individuell verschieden sein. Vielleicht ist es die Lektüre eines guten Buches. Warum nicht einmal der Bibel? Oder die Begegnung mit der Natur. Oder der Austausch mit Menschen, die uns guttun. 

Erinnern sie sich daran, dass das Sabbatgebot ein soziales Gebot ist. Helfen sie mit, dass die sozial Schwachen auch die Möglichkeit zu Ruhe und Erholung erhalten, hier bei uns und auf der ganzen Welt. 

Was spricht sie an?
 

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