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Predigt von P. Lorenz Moser am 33. Sonntag im Jahreskreis 2024

Liebe Brüder und Schwestern

Da hat mich doch kürzlich ein junger Mann gefragt, ob ich nicht auch der Meinung sei, dass die vielen Naturkatastrophen und die vielen laufenden bzw. drohenden Kriege ein deutliches Vorzeichen seien, dass der Weltuntergang unmittelbar bevorstehe. Er war offenbar inspiriert von der sog. Apokalyptik, jener Literatur, die das Geschehen am Ende der Welt in oft schreckenerregenden, furchteinflössenden Bildern und Vorstellungen voraussagt. Und da gibt es immer wieder Leute, die meinen, jetzt sei es so weit.

Auch in der Bibel finden sich solche apokalyptischen Schilderungen, so in den Texten des heutigen Sonntages, in der Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Daniel und im Abschnitt aus dem Markusevangelium.

Diese beiden Texte sind allerdings sehr zurückhaltend, sie beschränken sich auf das Wesentliche; Daniel spricht kurz und bündig von einer «Drangsal, wie keine war, seit es Völker gibt», und Markus sieht die Sonne sich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen: Licht aus – Ende der Welt. Wann dies alles geschehen wird, auf diese Frage erhält man jedoch keine Antwort.

In der ersten Zeit der Christenheit hat man noch allen Ernstes damit gerechnet, dass dieses Ende unmittelbar bevorsteht, heisst es doch im heutigen Evangelium: «dieses Geschlecht wird nicht vergehen, ehe das alles geschieht». – unterdessen ist es in weite Ferne gerückt, und niemand von uns rechnet im Ernst damit, dass wir es demnächst erleben werden. Der junge Mann war allerdings anderer Meinung.

Dass unsere Welt einmal zu Ende gehen wird, das ist nicht zu bezweifeln. Für uns Christen entscheidend ist, dass dieses Ende der Welt nicht das «definitive» Aus ist: nach Daniel wird das Volk Gottes gerettet, und in der Sicht von Markus erscheint der Menschensohn mit grosser Macht und Herrlichkeit, um die Auserwählten von den vier Winden zu sammeln und in sein Reich heimzuführen.

Das ist für uns Christen das Entscheidende an diesen Erzählungen: Das Ende wird die Vollendung der Geschichte und von uns allen sein. Wirklich von uns allen? 

Das ist die Frage, die sich hier aufdrängt. Nach Daniel werden die einen zum ewigen Leben erwachen, die anderen zu ewigem Abscheu, und in der Szene vom Jüngsten Gericht werden die einen zur ewigen Herrlichkeit eingeladen, die anderen ins ewige Feuer geworfen. Also doch nicht alle gerettet?

Hier stossen wir wieder einmal an die Grenze unseres menschlichen Gottesbildes:

Der absolut gute Gott – und der absolut gerechte Gott, das lässt sich nach menschlicher Logik nicht auf einen Nenner bringen. Vom gerechten Gott müssen doch die Guten den Lohn und die Schlechten die Strafe für ihre Taten erhalten. Und der absolut gute Gott kann es doch nicht zulassen, dass Menschen in alle Ewigkeit verdammt sein sollen. Wir tun gut daran, wenn wir mit unserem menschlichen Denken eine Stufe zurückbuchstabieren und diese beiden Gottesvorstellungen nebeneinander stehen lassen, denn beide Perspektiven sind für uns wichtig: Der gerechte Gott erinnert uns daran, dass Gott unser Tun voll und ganz ernst nimmt, dass es Bedeutung für die Ewigkeit hat, dass es also nicht egal ist, wie wir leben und was wir tun, und der gute Gott schenkt uns die Zuversicht, dass Gott trotz Schwächen, Fehlern und Unzulänglichkeiten, trotz unserem Versagen zu uns ja sagt, uns annimmt und uns die ewige Vollendung schenken wird. Amen.
 

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