Liebe Schwestern und Brüder!
Schülerinnen und Schüler kennen ihn sicher nur zu gut. Erwachsene kennen ihn im Zug oder in mühsamen Sitzungen. Jenen verführerischen Blick aus dem Fenster. Zumal dann, wenn draußen die Sonne lockt und es drinnen eher langweilig ist. Mit dem Blick wandern unsere Gedanken fort vom Geschehen. Lösen sich und wir finden uns in einem Tagtraum wieder. Mit einem Mal sind wir wo völlig anders, nur nicht dort, wo jetzt der Unterricht, die Sitzung stattfindet. Und so wird Träumern vorgeworfen, sie würden die Wirklichkeit entfliehen. Andererseits: wie arm wäre unser Leben ohne solche Träume, die unsere Gedanken fortreißen. Uns lösen aus manchem, was uns gefangen hält. Wieviel ärmer wäre unser Leben ohne so manchen Lebenstraum. Wenn sie auch nicht alle in Erfüllung gegangen sind, haben sie uns doch in Gedanken weitergebracht. Träume, die uns herausreißen aus unserem Denken, Träume können uns weiterführen.
Einen Träumer feiern wir heute: den Heiligen Josef. Drei Träume werden uns im Evangelium berichtet. Den Ersten haben wir heute gehört. Die weiteren kennen wir aus der Kindheitsgeschichte Jesu: Jenen Traum zur Flucht nach Ägypten und jenen Traum mit dem Auftrag zur Rückkehr nach Nazareth.
Träume, in der Bibel spielen sie eine große und bedeutende Rolle. Träume sind ein Ort der besonderen Ereignisse, ein Ort, an dem Gott wirken kann. Was aber macht dieses Träumen so besonders?
Wie wir es von den erwähnten Tagträumen von uns kennen. Träume erfordern, dass wir unsere Gedanken loslassen. Loslassen, was mich jetzt beschäftigt. Mein Denken, in dem ich vielleicht gefangen bin loslassen. Sie kennen es sicher, bevor sie in der Nacht träumen können, müssen Sie erst einmal einschlafen. Einschlafen bedeutet loslassen. Wer an seinen Gedanken festhält, an seinem Plan von der Welt und seinen Sorgen, findet keinen Schlaf. Loslassen, meine Gedanken aufgeben. Dann entsteht Raum für Neues. Dann entsteht jener Raum, der im Traum biblischer Erzählungen von Gott gefüllt wird. Erst, wenn ich meine Gedanken loslasse, zum Schweigen komme, kann ich hören. Gott hören. Das ist es, was Josef auszeichnet: er lässt los. Er lässt los seine eigenen Vorstellungen und kann hören auf Gott. Mehrmals am Tag hat er es gebetet: Höre Israel. Er kann hören auf Gott, weil er sich selbst, seine Vorstellungen losgelassen hat. Loslassen, um hören zu können auf das, was Gott sagt. Zwei Haltungen des Heiligen Josef die schließlich zur dritten Haltung führen, die sein Leben auszeichnet: Er handelt. Er setzt den Auftrag Gottes in die Tat um. Der Traum wird Wirklichkeit. Im heutigen Evangelium: kümmere dich um Jesus und Maria. An anderer Stelle: flieh mit Kind und Mutter nach Ägypten. Und schließlich im dritten Traum: kehr zurück mit dem Kind.
Er wird sich dies alles so nicht vorgestellt haben für sein eigenes Leben. Er lässt los, hört auf Gott und handelt, wie Gott es vorgibt. Hört den Auftrag Gottes für sein Leben. Hört und setzt ihn in die Tat um.
„Dein Wille geschehe“ wir wissen nicht, ob Josef das „Vater unser“ von Jesus noch kenngelernt hat. Mit seinem Leben aber hat er es umgesetzt: immer wieder die eigenen Pläne losgelassen – hingehört auf Gott und den Auftrag Gottes in die Tat umgesetzt. Ein Träumender, der sich selbst losgelassen hat, um Gott hören zu können, um den Willen Gottes in die Tat umzusetzen.
Träumen wie der Heilige Josef, eine passende Haltung für uns: Unsere Gedanken/ Vorstellungen loslassen, um Gott zu hören, seinen Auftrag für uns in dieser Welt wahrnehmen. Umsetzen, was er uns aufträgt, jeder und jede von uns ganz persönlich am Platz unseres Lebens, damit sein Wille geschehe durch uns. Amen.