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Predigt von Abt Urban Federer beim Requiem für Papst Franziskus am 26.4.2025

Liebe Schwestern und Brüder, in den letzten Tagen standen Tausende von Menschen vor dem Sarg von Papst Franziskus, Menschen aus aller Welt und allen Kulturen, aber auch die Mächtigen dieser Welt, die heute in Rom um den toten Papst versammelt sind. Wenn der Papst dann in Santa Maria Maggiore beerdigt sein wird, bin ich überzeugt, dass ab morgen vor allem Menschen sein Grab aufsuchen werden, die am Rand der Gesellschaft stehen. Er hatte ein Herz für die Armen, Obdachlosen und Ausgeschlossenen. Diese «einfachen» Leute haben ihn darum ins Herz geschlossen. Wenn ich hier von «einfachen Leuten» spreche, dann wegen der heutigen Lesung, in der es heisst: «Als die Oberen sowie die Ältesten und Schriftgelehrten den Freimut des Petrus und des Johannes sahen und merkten, dass es ungebildete und einfache Leute waren, wunderten sie sich.»

Petrus und Johannes mögen einfache Menschen gewesen sein, die den Glauben nicht studiert hatten. Doch haben sie begriffen: Der Glaube ist einfach. Er lebt aus dem Oster-Geheimnis heraus: Jesus Christus lebt, er ist mit uns und führt uns zur Vollendung unseres Lebens! Die Apostel waren so voll von diesem Glauben, dass sie den erstaunten Führern des Volkes nur antworten konnten: «Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.» Papst Franziskus hat bis zuletzt nicht aufgehört zu schweigen, was er geglaubt und gehofft hat. So hat er auf dem Petersplatz letzten Sonntag seine Osterpredigt vorlesen lassen. Da es seine letzte Predigt war, sind diese Worte gleichsam sein Vermächtnis. Ich lasse hier darum eine längere Passage aus dieser Predigt folgen. Der Papst sagt zur Situation, dass Maria Magdalena, Petrus und Johannes das Grab leer fanden und darauf Jesus suchen mussten: 

«Das ist die Osterbotschaft: Man muss ihn woanders suchen. Christus ist auferstanden, er lebt! Er ist nicht mehr ein Gefangener des Todes, er ist nicht mehr in das Leichentuch gehüllt und deshalb können wir ihn nicht in eine schöne Geschichte einschliessen, wir können ihn nicht zu einem Helden der Vergangenheit machen oder ihn als eine Statue betrachten, die in einer Museumshalle steht! Im Gegenteil, wir müssen ihn suchen und daher dürfen wir nicht stehen bleiben. Wir müssen uns in Bewegung setzen, hinausgehen und ihn suchen: ihn in unserem Leben suchen, ihn in den Gesichtern unserer Brüder und Schwestern suchen, ihn in unserem Alltag suchen, ihn überall suchen, ausser in jenem Grab. […] Er lebt und bleibt immer bei uns, indem er die Tränen derer weint, die leiden, und indem er die Schönheit des Lebens durch unsere kleinen Gesten der Liebe vervielfacht. […] Brüder und Schwestern, hierin liegt die grösste Hoffnung unseres Lebens: Wir können uns in diesem armen, zerbrechlichen und verletzten Leben an Christus klammern, weil er den Tod besiegt hat, weil er unsere Dunkelheit besiegt und die Finsternis der Welt besiegen wird, damit wir für immer mit ihm in Freude leben können. […] Das Heilige Jahr ruft uns auf, das Geschenk dieser Hoffnung in uns zu erneuern, ihr unsere Leiden und Sorgen zu überlassen, die Menschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit dieser Hoffnung anzustecken, und ihr die Zukunft unseres Lebens und das Schicksal der Menschheit anzuvertrauen. Deshalb […] müssen wir voller Freude loslaufen. Laufen wir Jesus entgegen, entdecken wir die unschätzbare Gnade, seine Freunde zu sein. Lassen wir zu, dass sein Wort des Lebens und der Wahrheit unseren Weg erleuchtet.» Und Papst Franziskus schliesst seine Predigt mit der einfachen Wahrheit: «Es muss uns genügen, dies zu verstehen: Das Christentum ist Christus. Nein, wirklich, es gibt nichts anderes als dies. Und dieses «alles», das der auferstandene Christus ist, öffnet unser Leben für die Hoffnung. Er lebt, er will unser Leben auch heute noch erneuern.»

Wir beten und hoffen, dass Papst Franziskus nun dieses «alles» im Leben, Jesus Christus, gefunden hat. Für uns gilt, weiter diesen Christus zu suchen und unsere Hoffnung zu den Menschen zu bringen. Lassen wir uns dazu aus dem letzten Satz des heutigen Evangeliums aufrütteln, in dem Christus uns zuruft: «Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!» Amen.  
 

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