«Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit. Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in grosser Lauterkeit auf unser Leben achten.» (RB 49, 1-2)
Ich möchte gerne den Faden des letzten Blogs nochmals aufnehmen. Joel, einem jungen Mann, ging es um die Dankbarkeit. Das hat mich sehr berührt und mich zum Nachdenken gebracht, und zwar in folgender Weise:
Es geht um die Dinge, für die jemand dankbar ist. Schon in meiner Jugend habe ich mich damit beschäftigt, denn unsere Grossmutter und mein gehörbehinderter Götti haben bis fast zuletzt im Haushalt meiner Eltern gelebt. So habe ich mich schon früh gefragt, wie man trotzdem zufrieden und dankbar sein kann, obwohl man nicht jung, sportlich, fit, klug, erfolgreich, gesund, schön, wohlhabend und gut vernetzt ist. Die Antwort: Gott liebt jeden Menschen so, wie er ist, unabhängig von seinem Status und seiner Leistung, mit seinen Sonnen- aber auch mit seinen Schattenseiten – und das macht uns alle kostbar. Heute, im höheren Alter, bin ich sehr froh, denn ich habe mich durch diese Lebensschule vorbereitet auf die Zeit des Abschieds. Schon vor vielen Jahren ist diese Lebensphase bei mir eingetreten, und ich habe langsam lernen dürfen, dass man, indem man loslässt, sogar glücklicher werden kann: «Weniger ist mehr!» Dabei hat mir auch das Buch «Haben oder Sein» von Erich Fromm geholfen, welches ich schon mit 20 Jahren kennen lernen durfte. Wenn wir einst diese Welt verlassen, ist alles, was dem Habenprinzip untergeordnet ist, hinfällig. Dann kann ich mich nur noch den liebenden Händen Gottes übergeben und darauf vertrauen, dass er mir das «Leben in Fülle» schenkt. Ich glaube, das ist gemeint, wenn Jesus von den «Armen im Geiste» spricht, und er verspricht ihnen, dass sie selig sind.
Am Aschermittwoch wurde es uns erneut gesagt: «Kehr’ um und glaube an das Evangelium.» Oder, je nach Pfarrei: «Bedenke, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.» Beide Gedanken holen mich zurück auf den Boden und helfen mir, meinen Blick weniger auf den Schein und mehr hin auf das Sein zu lenken.
Zur Autorin: Cäcilia, Jg. 1959, ist pensioniert, dreifache Mutter, zweifache Grossmutter und Oblatin des Klosters Einsiedeln seit 2010.