«Albernheiten aber, müssiges und zum Gelächter reizendes Geschwätz verbannen und verbieten wir für immer und überall. Wir gestatten nicht, dass der Jünger zu solchem Gerede den Mund öffne. […].» (Benediktsregel 6, 8)
Das tönt ja gewaltig nach Spassbremse! Kapitel 6 handelt von der Schweigsamkeit. Auf den ersten Blick scheint dies ziemlich unattraktiv. Wörtlich genommen müsste man im Kloster lauter griesgrämigen Menschen begegnen. Lachen ist verboten. Wer aber schon mal in Kontakt mit Benediktinerinnen oder Benediktinern gekommen ist, erlebt in fast allen Begegnungen grosse und ansteckende Freude, die tief aus dem Herzen kommt. Wie bringen wir diese beiden Dinge zusammen?
Für mich ist klar: Diese Freude kann man nur in der Stille finden - wirklicher Humor ist nämlich eine ernste Sache (Evelyn Hamann, Filmpartnerin von Loriot). Das Wort ‘Humor’ hat denselben Wortstamm wie ‘Humus’. Diese oberste Schicht der Erde nährt und erhält alles Leben. Was nicht fest verwurzelt auf dem Boden steht, kann nicht wachsen. Oder anders gesagt: Wer nicht in Kontakt ist mit dem Grund seiner Seele, wer nicht aus dieser Kraft lebt, der ist oft sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.
In diese heilende Stille gelange ich aber nur, wenn ich dem Schweigen Raum gebe. Schweigsamkeit und Stille sind nicht dasselbe. Sie bedingen einander. Wenn ich nicht bereit bin zum Schweigen, kann keine Stille werden. Ich bin überzeugt, dass wahrer Humor, der in dieser Tiefe wurzelt, uns auch viel tiefer berühren kann. Solche Freude ist wirklich ansteckend und erschöpft sich nicht im Schenkelklopfen.
Vielleicht ist die Adventszeit, welche am letzten Sonntag begonnen hat, eine Gelegenheit, in der ich mir mal wieder jeden Tag eine Viertelstunde Zeit nehme, um ganz still zu werden. Ich versuche mir bewusst zu machen, dass die grössten Ereignisse in der Heilsgeschichte, nämlich die Geburt und die Auferstehung Jesu, in aller Stille geschehen sind. Und vielleicht zaubern solch schöne Gedanken ein Lächeln auf mein Gesicht – ein Lächeln, das aus der Tiefe kommt.
Zur Autorin: Cäcilia, Jg. 1959, ist pensioniert, Mutter dreier erwachsener Kinder und Oblatin des Klosters Einsiedeln seit 2010.