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In der Kolumne «Meine Benediktsregel» teilen verschiedene Autorinnen und Autoren, die mit unserem Kloster verbunden sind, in kurzen Texten ihre Gedanken darüber, wie sie die Benediktsregel als Inspiration für ihr Leben ausserhalb von Klostermauern zu nutzen versuchen. 

«Hört man das Zeichen zum Gottesdienst...»

«Hört man das Zeichen zum Gottesdienst, lege man sofort alles aus der Hand und komme in grösster Eile herbei, allerdings mit Ernst, um nicht Anlass zu Albernheiten zu geben. Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden.» (Benediktsregel, Kapitel 43, Verse 1-3)

Wie oft hören wir ein „Zeichen zum Gottesdienst“ und lassen uns bei unseren eigenen Prioritäten nicht weiter in unserem geschäftigen Tun stören? Die Kirchenglocken, die seit jeher dazu gedacht sind, die Menschen des umliegenden Ortes zum Gebet aufzurufen, laden uns auch heute immer wieder neu zur Begegnung mit Gott ein.

Jedoch rufen die Glocken nicht nur zu den Heiligen Messen. Vielmehr gibt es auch jeden Tag in der Früh, zu Mittag und am Abend das sogenannte „Angelus-Läuten“, welches in der Schweiz bzw. in Österreich, wo ich herkomme, noch sehr weit verbreitet ist. Dieses ist eine bewusste Einladung zum Gebet. Eine Einladung dazu, den Fokus im oft so hektischen Alltag nicht zu verlieren. Eine Einladung, den Blick auf Gott zu richten. Sodass wir danach gestärkt sind für unsere Aufgaben in der Welt.

Natürlich ist die Aussage des heiligen Benedikt „Dem Gottesdienst [also dem Gebet] soll nichts vorgezogen werden“ in einem Kloster besser umsetzbar, weil gerade der Hauptzweck des monastischen Daseins der Gottesdienst ist und sich im Idealfall der gesamte Tagesablauf nach den Gebetszeiten richtet. Aufgrund der speziellen Lebensweise eines Mönchs hat dieser die Freiheit, dass er wirklich so viel Zeit dem Gebet widmen kann, was in einem Berufsleben ausserhalb eines Klosters nur schwer möglich ist.

Ich möchte diese Herausforderung mit in den Alltag tragen, sodass ich mir immer wieder die Zeit für das Gebet nehme und zumindest beim Glockengeläute aktiv an Gott denke und zu Ihm bete. Dann gelingt es mir wenigstens ein Stück weit, benediktinische Spiritualität in meinen Tag zu integrieren.

Zum Autor: Matthias Gatt, 19 Jahre, Student.
 

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