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In der Kolumne «Meine Benediktsregel» teilen verschiedene Autorinnen und Autoren, die mit unserem Kloster verbunden sind, in kurzen Texten ihre Gedanken darüber, wie sie die Benediktsregel als Inspiration für ihr Leben ausserhalb von Klostermauern zu nutzen versuchen.

«Der Mensch erwäge: Gott blickt vom Himmel zu jeder Stunde auf ihn.» (RB 7,13)

In dieser Woche feiern wir am 15. August das Hochfest Mariä Himmelfahrt. In vielen Kirchen wie in der Einsiedler Klosterkirche wird an diesem Tag das Patrozinium gefeiert – also ein bedeutender Tag in unserem Glaubensleben. Darum wähle ich heute eine Stelle aus der Benediktsregel, in welcher es um den Himmel geht.

Mit einer alten Drohung hat man uns Kinder zu «gottesfürchtigen» Menschen erziehen wollen: Gott im Himmel sieht alles, auch das Verborgene, und wird uns dann dementsprechend belohnen – oder bestrafen.

Wenn wir hingegen auf Maria blicken, so dürfen wir uns in diesen Tagen freuen. Sie hat aus der Verbindung zum Himmel gelebt – nicht im Sinn von: Gott, der grosse Weltpolizist, sieht und kontrolliert alles, sondern: Gott sieht mich und richtet mich auf. In seinen Augen bin ich kostbar und wichtig, auch wenn die Welt mich nicht beachten sollte. Ihre Gottverbundenheit und den Glauben, dass am Ende alles gut wird, hat sie sich nie nehmen lassen, auch nicht in schweren Zeiten. Ihre Himmelfahrt hat eigentlich schon begonnen, als sie auf die Anfrage des Engels hin ihr «FIAT» gesprochen hat, ihr «es geschehe». Sie zeigt, dass der Himmel über uns offen ist – nicht um uns zu kontrollieren, sondern um unserem Leben eine Richtung und ein Ziel zu geben, welchem wir mit himmlischer Unterstützung, kraftvoll, in aller Freiheit und mit grosser Freude entgegengehen dürfen.

In seinem Gedicht «Vom Tode Mariae» drückt es Rainer Maria Rilke noch viel schöner aus:

"Sie aber legte sich in ihre Schwäche
und zog die Himmel an Jerusalem
so nah heran, dass ihre Seele nur,
austretend, sich ein wenig strecken musste:
schon hob er sie, der alles von ihr wusste,
hinein in ihre göttliche Natur."

Zur Autorin: Cäcilia, Jg. 1959, ist pensioniert, dreifache Mutter, zweifache Grossmutter und Oblatin des Klosters Einsiedeln seit 2010.

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