Seine Hoffnung Gott anvertrauen. Sieht man etwas Gutes bei sich, es Gott zuschreiben, nicht sich selbst. Das Böse aber immer als eigenes Werk erkennen, sich selbst zuschreiben. (RB 4,41-43)
Diese Verse der Benediktsregel laden uns ein, über unsere Beziehung zu Gott und uns selbst nachzudenken. Sind unsere Sinne geschärft, Gottes Wirken zu erkennen? Sei Dir bewusst, dass alles Gute, was Du siehst, Gott zuzuschreiben ist. Doch die Ergebnisse aus Gottes Handeln zu erkennen, ist nicht immer einfach. Vor allem in schwierigen Zeiten fragen wir uns oft, wo nun in alledem Gottes Wirken erkennbar sein soll. Kann es in einem Alltag mit Krieg, Ungerechtigkeit und Missgunst überhaupt noch Gutes geben? Und ob!
Als ich vor einigen Jahren mehr Finsternis als Licht am Himmel gesehen habe und begann, mit Gott zu hadern, kam mein bester Freund zu mir und sagte: „Mach ein Dankbarkeitstagebuch! Steh am Morgen auf, mit dem einzigen Ziel, alles, was Du an diesem Tag siehst und erlebst, wofür Du Gott dankbar bist, auf ein Zettel zu schreiben. Lege all diese Entdeckungen in ein grosses Gefäss, sodass Du diese Zettelchen immer wieder anschauen kannst und Dich an diesen vielen, genialen Werken von Gott erfreuen kannst.“ Diese Aufgabe erfüllte mich mit einer riesigen Dankbarkeit und ich begann, langsam wieder Gott zu vertrauen und sein Handeln in meinem Leben zu erkennen. Nehmen wir uns also regelmässig vor, einen Tag dem Wirken Gottes zu widmen und im Alltag auf Entdeckungstour zu gehen, um so unsere Hoffnung, unser Vertrauen und unsere Dankbarkeit für Gott zu stärken.
Sind wir uns auch immer wieder bewusst, dass unser positives Handeln von Gott kommt. Denn alle Eigenschaften habe ich von unserem Schöpfer und bin durch Gott gewollt, wertvoll, wunderbar geschaffen, ein Meisterwerk von Gott. Ich bin gesegnet, erfolgreich, talentiert, fokussiert, diszipliniert, zuversichtlich, geduldig, freundlich, barmherzig, ausgeglichen, zufrieden, dankbar, stark, gesund und fit.
Als Christen ist es unsere Aufgabe, uns immer nach Gott auszurichten, dankbar zu sein und seinen Willen und Plan sichtbar zu machen. Doch müssen wir uns auch immer wieder der Herausforderung stellen, nicht von Gott abzudriften und Böses in unsere Welt zu bringen. Denn das kommt nicht von unserem Gott, sondern vom Menschen.
Die Redewendung „eine Nacht darüber schlafen“ ist für mich der Schlüssel dieser Herausforderung. Müssen wir Entscheidungen fällen, welche eine gute oder böse Richtung einschlagen können? Sind wir nur eine Sekunde von einem bösen Wort entfernt? Machen wir einen Schritt zurück und geben Gott Zeit und Raum oder eben: schlafen wir eine Nacht darüber, und geben ihm so die Möglichkeit, uns in der Stille seinen Plan mitzuteilen.
Geben wir ihm also jederzeit die Möglichkeit, uns mitzuteilen, was gut und was weniger gut ist, damit wir nach seinem Plan unser Leben gestalten können.
Joel, Jg. 1993, ist verheiratet, Lokführer und Oblate des Klosters Einsiedeln.