In Einsiedeln und in den Gemeinden des Bezirks Höfe wird am 28. September mit dem heiligen Adelrich ein fast vergessener Heiliger gefeiert. Aber in der Einsiedler Klosterkirche ist er unübersehbar. Wenn man nämlich bei der Schwarzen Madonna betet, dann sieht man ihn auf der rechten Seite des Giebels der Gnadenkapelle. Er ist dort als asketisch wirkender Mönch dargestellt und hält als persönliches Attribut einen goldenen Schlüsselbund in der Hand. Auch in den Kirchen und Kapellen des Schwyzer Bezirks Höfe, wie zum Beispiel in Freienbach und in Feusisberg, ist der heutige Tagesheilige gleich mehrmals dargestellt. Denn er ist – wie der heilige Meinrad 100 Jahre zuvor – ein Gottesmann, der die hiesige Region geprägt hat und dessen Wirken als Seelsorger unvergessen geblieben ist.
Der heilige Adelrich lebte im 10. Jahrhundert als Priester auf der Insel Ufnau im Zürichsee. Die Legende erzählt, dass er ein Sohn der Herzogin Reginlinde und des Herzogs Burchard II. von Schwaben war und Mönch im Kloster Einsiedeln wurde. Reginlinde amtete als verwitwete Herzogin als Laienäbtissin des Fraumünsters in Zürich und erwählte die Insel Ufnau schliesslich zu ihrem Alterssitz, da sie nach der Überlieferung an einer ansteckenden, sie entstellenden Krankheit litt. Der vorbildliche Mönch Adelrich verliess mit Einverständnis des Abtes die Mönchsgemeinschaft im Finsteren Wald und folgte seiner Mutter auf die Insel, wo er als Eremit lebte und auch als Seelsorger für die Christen der umliegenden Seegemeinden wirkte. Adelrich wird mit einem Schlüsselbund dargestellt, da er in seiner Zeit im Kloster Einsiedeln als Kustos wirkte und damit Hüter des Kirchenschatzes der Klosterkirche war. Adelrichs Grab auf den Insel Ufnau ist heute leer, denn seine Reliquien befinden sich in der Abtskapelle unseres Klosters.
Auch wenn der heilige Adelrich heute nicht mehr auf der Insel Ufnau ruht, bleibt er mit diesem Eiland im Zürichsee verbunden. Dort befindet sich in der Kapelle St. Martin der leere Sarkophag aus dem 17. Jahrhundert und in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul ist sein Grabstein aus dem 14. Jahrhundert sowie eine spätgotische Darstellung am Chorbogen zu sehen. Der heilige Mönch, Einsiedler und Seelsorger Adelrich könnte ein Gedicht von Silja Walter bestimmt unterschreiben – sowohl zu seinen Lebzeiten, als auch jetzt, wo er Anteil hat an der Herrlichkeit der Vollendeten:
Ich habe die Insel gefunden,
den Ort,
wo das Wort,
das Erde und Himmel
am Leben erhält,
aus der Tiefe steigt,
aus der Höhe fällt.
Himmel und Welt
sind in mir jetzt verbunden.
Ich habe meine Insel gefunden.
Der heilige Adelrich ermutigt uns, dass auch wir unseren Ort suchen und finden, an dem wir für das Reich Gottes wirken können: einen Ort, wo wir ganz bei Gott und ganz bei den Menschen sind. Mögen wir im Trubel und in der Hektik unseres Alltags auch immer wieder kleine Inseln der Stille, der Besinnung und der Begegnung finden, damit Himmel und Welt auch in uns verbunden sein können.
Heiliger Adelrich, bitte für uns!
Zum Autor: P. Philipp Steiner OSB ist Mönch des Klosters Einsiedeln und hier für den Wallfahrtsbetrieb und die Klosterkirche verantwortlich. Seit seiner Kindheit üben die Heiligen eine grosse Faszination auf ihn aus.