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Predigt von P. Gerhard Stoll am 4. Adventssonntag

Die Adventszeit strebt ihrem Höhepunkt entgegen – die Hauptperson des Advents tritt in den Vordergrund – Maria. Sie wandert mit ihrer heiligen Leibesfrucht zu ihrer Tante Elisabeth (mütterlicherseits), die ebenfalls ein Kind erwartet, nämlich den späteren Johannes den Täufer.  Und dann kommt es zu dieser seltsamen Begegnung, von der wir eben im Evangelium hörten: als Elisabeth den Gruss von Maria hörte, bewegt sich der noch ungeborene Johannes in ihrem Leib. Er hat offensichtlich schon vor seiner Geburt ein Gespür dafür, wenn Gott in unmittelbarer Nähe ist – Johannes war damals der erste, der – vielleicht noch unbewusst – ein Zeugnis dafür ablegte, dass es mit dem Kind Marias etwas Besonderes auf sich hat.

Indes jetzt wieder zurück zur Hauptperson des heutigen Evangeliums: Maria ist ganz damit beschäftigt, ihrer Verwandten Elisabeth die Frohbotschaft von der baldigen Geburt Jesu Christi zu bringen – wir können auch sagen: die von Gott Begnadete ist eine Freudenbotin, die ganz dafür lebt, Christus zu den Menschen zu tragen; sie scheut sich auch nicht davor, dafür einen beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen. Bibelwissenschaftler haben ausgerechnet, dass Maria ca. 9 bis 12 km gelaufen haben muss – für eine schwangere Frau eine nicht gerade zu verachtende Leistung!

Maria hatte damals sicher ein Gespür dafür, dass von ihrer Botschaft viel für andere abhängt – sie ahnte: ihr Kind bedeutet die Zukunft der Menschen und sie war bereit, ihr Letztes dafür herzugeben, um anderen diese Freudenbotschaft zu überbringen. Vielleicht kann uns folgendes Beispiel aus der Geschichte helfen, diese Leistung Marias zu würdigen und im rechten Licht zu sehen: im Jahre 490 vor Christus hatte damals ein kleines griechisches Heer die übermächtige persische Streitmacht vernichtend geschlagen in der Ebene von Marathon. – Ein Bote soll darauf hin nach einem Lauf von über 42 km die Siegesnachricht in die Hauptstadt Athen gebracht haben und danach vor Erschöpfung tot zusammengebrochen sein.

Liebe Schwestern und Brüder, wir alle werden wohl einmal danach beurteilt werden, wie wir uns für die Verbreitung der Frohbotschaft des Evangeliums eingesetzt haben. Es gilt daher: wir haben die Leistung Marias nur dann richtig verstanden, wenn wir wie sie andern die Frohbotschaft von der Menschwerdung Christi erfahrbar machen – wir müssen heute Christus zu den Menschen bringen. Und ich lade Sie ein, meine Lieben, dabei so taktisch klug wie Maria vorzugehen: fangen Sie damit an wie Maria im kleinen Kreis der Familie, bei Verwandten und Freunden oder Ihrer sonstigen Umgebung. Aber bringen Sie nicht irgendeinen Christus zu den Menschen, sondern den, der andere Menschen zu Freudensprüngen veranlasst – sowie damals der kleine Johannes. Und noch etwas: reden Sie zu den anderen auch gleich mit von Kreuz und Auferstehung dieses Kindes und verheimlichen Sie nicht, dass es mit diesem Kind etwas Besonderes auf sich hat: dass er uns alle nämlich zur Nachfolge aufruft. Sagen Sie den Menschen aber auch: dieser Jesus hat uns erlöst durch seinen Tod am Kreuz, er will auch dich retten aus all Deiner Not und Sinnlosigkeit. Du musst dich nur auf seine Botschaft, auf sein Evangelium, einlassen.

Liebe Gemeinde, noch haben wir 3 Tage Zeit zum Überlegen, wie wir anderen eine Freude zu Weihnachten bereiten können – und warum versuchen wir es nicht einmal mit Jesus selbst als Geschenk: was uns selbst wichtig und wertvoll ist, sollten wir auch gerne und bereitwillig an andere weiterschenken – in Form von grosszügiger Liebe! Ich lade Sie ein, sofort damit zu beginnen, denn bald ist Weihnachten, und Viele warten darauf, dass Jesus auch bei ihnen ankommt.

Also beeilen wir uns wie damals Maria auf dem Weg zu ihrer Base Elisabeth: Es kommt nämlich wirklich darauf an, dass der bei den Menschen ankommt, auf den es wirklich ankommt!

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