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Predigt von P. Georg Liebich am 20. Sonntag im Jahreskreis 2024

Mehrfach abgewandelt haben sie eben ähnliche Sätze gehört, die im Evangelium nach Johannes Jesus in den Mund gelegt sind. Sie schliessen an die Brotrede an, die Jesus in der Synagoge von Kafarnaum an seine jüdischen Glaubensgenossen richtete. Nach der wunderbaren Brotvermehrung wollten sie mehr von ihm hören und erhalten, mehr für ihr Auskommen, mehr für ihr Leben. Die Brotrede war Inhalt der letzten Sonntagsevangelien. Sie kann zusammengefasst werden: Für alle, die an Jesus glauben, aus dem leben, was er unter den Menschen war und wirkte als Gesandter und Offenbarer der Liebe Gottes, für sie ist er Brot des Lebens.

Der heutige Evangelienabschnitt knüpft an die Brotrede an, und deutet auf neue Weise das Brot, das Jesus für den Glaubenden ist. Der Anschluss lautet: «Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.» Und nun neu ist: «Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. … Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.» Für Leute, die Kirchen nur von aussen kennen, und nicht nur für sie, dürfte die Rede vom Essen des Fleisches und Trinken des Blutes als Bedingung für erfülltes Leben jetzt und nach dem Tod schwer zu verdauen sein, geschweige denn Appetit anregen. Schauen wir aber, woher das Wort «Fleisch» in die Brotrede gelangt ist. Im Eingangskapitel des Evangeliums heisst es: «Im Anfang war das Wort, Das Wort war in Gott und es Wort war Gott. Durch das Wort ist alles geschaffen.» «Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» 

Jesus ist das Fleisch gewordene Wort Gottes, ist vor den Zeiten schon Gott wie Gott, in der Zeit Fleisch geworden wie wir Menschen alle, mit allem behaftet, was fleischlich ist: anfällig für Leid, Schmerz, Krankheit, fähig zu Genuss, Lust und Freude, mit der Anlage, zu lieben oder zu hassen. Allem Fleisch ist gemeinsam: es lebt unweigerlich auf Tod hin. Ja, das Fleisch, mit dem wir im Alltag normalerweis zu tun bekommen, ist tot. Wir essen totes Fleisch. «Blut trinken.» – Für jüdische wie für moslemische Gläubige noch aktuell ein Tabu. Andere mögen es nicht einmal sehen. Im Johannesevangelium ist sonst von Blut einmal an markanter Stelle die Rede: «Einer der Soldaten stiess in die Seite des gekreuzigten Jesus, und sogleich flossen Blut und Wasser heraus.»

Fleisch und Blut weisen auf den gewaltsamen Tod Jesu hin. Überliefert in den drei andern Evangelien und früher in einem der Paulusbriefe, nahm Jesus beim letzten Abendmahl «in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelche ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch und für alle vergossen wird. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.» 

Wir sind hier zusammen, um diesem Vermächtnis, dem «Tut dies» nachzukommen. Von Anfang hat dies die Kirche am Tag der Auferstehung Jesu, am Sonntag getan. Sie macht im Teilen von Brot und von Wein das Zerfleischen von Jesu Leib, das Vergiessen seines Blutes, die Hingabe seines Lebens gegenwärtig, präsent. Sie verkündet seinen Tod und seine Auferstehung für das Leben der Welt, - damit wir das Leben haben.

Mir liegt an einer Variante der Aussagen Jesu im Evangelium: «Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich bleibe in ihm.» Das Herrenmahl, die Eucharistiefeier verheisst – nach und nach im Lauf eines Lebens – die innerste Verbindung mit Jesus: Sein Wesen, sein Geist, sein Lieben, wie Gott liebt, geht denen, die sich darauf einlassen, in Fleisch und Blut über. Ihr persönlicher Bezug zu ihm weitet sich aus auf die Glaubensgemeinschaft. Sein Fleisch essen und sein Blut trinken bedeutet auch lieben, wie er geliebt hat.

So lesen wir an anderer Stelle des Johannesevangeliums: «Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist».  Möge in jeder Feier der Eucharistie, unser Leben und Lieben Nahrung finden und erstarken und unsere Freude sich mehren, Freude, die bleibt.

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