Als ich Gymnasiast war, wurde bei uns daheim in Wil ein Missionsbischof, der aus unserm Nachbardorf Kirchberg stammte, vorgestellt. Er habe in Afrika über 25’000 Kinder getauft. Wir machten Mund und Augen auf und konnten das fast nicht glauben. Mit ihm wollte man damals für die Missionen Propaganda machen. Nicht viel später hat sich ein junger Mann, der ein Jahr nach mir Matura gemacht hat, für die Afrikamission entschieden. Er ist deshalb nicht hier in Einsiedeln, sondern in ein Missionskloster eingetreten. Das war vor gut 60 Jahren. Er war der Letzte von unserer Schule, der diesen Weg gegangen ist, um als Missionar in Afrika zu wirken, wo er übrigens jetzt noch tätig ist. Vor ihm waren im Lauf der Jahre über 20 Schüler aus unserem Gymnasium in das Missionskloster St. Ottilien eingetreten, um als Missionare nach Afrika, nach Korea, nach China zu gehen – und zwar für ihr ganzes Leben.
Unterdessen hat sich das Blatt gewendet. Nicht selten stehen heute afrikanische oder indische Priester unseren Pfarreien vor. Sie treten gleichsam bei uns als Missionare auf, um in unsern Gegenden die christliche Botschaft zu verkünden, bei uns Missionare zu sein.
Ist ja klar, jeweils am Missionssonntag – wie heute – wurde besonders Propaganda gemacht für die Missionsländer. Das Evangelium soll auf der ganzen Welt verkündet und verbreitet werden. Das ist der Auftrag Jesu an die Apostel: «Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium…» Deshalb sind die Missionare ausgezogen, haben ihr ganzes Leben aufgeopfert, um den Auftrag Christi in die Tat umzusetzen. Frage: Ist das Ziel jetzt erreicht? Ist das Evangelium schon auf der ganzen Welt verbreitet, den Menschen bekannt? Halbwegs vermute ich schon.
Heute, in der jetzigen Zeit geht es darum, den christlichen Glauben, der bei vielen oberflächlich geworden ist, nicht zuletzt weil es uns zu gut geht oder weil wir den Glauben zu wenig kennen, ihn bei uns neu zu verwurzeln, ihn von neuem zu beleben. Deshalb auch die Synoden, in denen diskutiert wird, wie diese Evangelisation am besten geschehen soll. Ich würde sagen: Mission bei uns heisst: den Glauben wieder neu leben lernen, ihn verinnerlichen, das Gebet, vor allem die Eucharistie ernst leben, an dieses Sakrament glauben – bei mir persönlich, nicht beim andern, nicht mit dem Finger auf andere zeigen, was die zu machen haben, sondern, was bei mir lau geworden ist, in Ordnung, wieder in Schwung zu bringen. Wenn ich sage, ich glaube, tut das nicht weh. Das kann jeder sagen. Wenn ich aber sage: ich glaube, dass Jesus Gott ist, tut das schon sehr weh, denn dann kann ich vieles nicht mehr machen, was ich jetzt tue.
Das Evangelium von heute passt gut zum Missionssonntag: «Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört». Das leuchtet mir ein: am Missionssonntag geht es immer auch ums Geld, in unserer Zeit ganz besonders. Jene, die Geld haben, sollen grosszügig sein und jene nicht vergessen, die kein oder zu wenig Geld haben. In unsern Ländern haben die Leute gewöhnlich Geld, in den Missionsländern ist es umgekehrt. Also sollten wir sie nach unsern Möglichkeiten unterstützen.
Mission ist heute so aktuell wie eh und je. Mission, Glaubensverinnerlichung würde ich sagen, ist immer nötig. Warum treten heute so viele aus der Kirche aus, weil bei vielen der Glaube eine Worthülse, hohl geworden und darum abhandengekommen ist. Man weiss damit nichts mehr anzufangen, nimmt den Glauben nicht ernst. Eine Neu-Evangelisation, Mission täte not. Und da wäre es wirklich gut, wenn wir Gott gäben, was ihm gehört – und das wäre unser fester Glaube, unser Gebet: Jesus, du bist Gott und dass wir dem Kaiser gäben, was jenem gehört, und das wäre unser finanzieller Beitrag.