Gottes Wort
Sonntag
12
November 2023

Gottes Wort
12.11.2023

32. Sonntag im Jahreskreis

Wir warten auf die Verheissungen Gottes, auf das Kommen Christi. Im Wort und im Sakrament dürfen wir ihm begegnen. Doch verschlafen wir manchmal die Chance der Begegnung?

Kyrie

Christus, du bist unser Meister. Herr, erbarme dich.
Du hast dich selbst erniedrigt bis zum Tod am Kreuz. Christus, erbarme dich.
Du bist in die Herrlichkeit des Vaters erhöht worden. Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum, du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

1. Lesung

Weish 6,12–16
Die menschenfreundliche Weisheit Gottes

Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie. Denen, die nach ihr verlangen, gibt sie sich sogleich zu erkennen.

Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen. Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.

Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt jenen entgegen, die an sie denken.

Die göttliche Weisheit
Der Mensch macht die Erfahrung, dass er nicht selber Schöpfer der Weisheit ist. Sie kommt ihm zuvor, doch kann er sie schon aus Spuren Gottes in der Schöpfung finden oder erahnen. Die Weisheit übersteigt also den Menschen. Sie gehört zu Gott, ist aber menschenfreundlich. – Das Johannesevangelium setzt diese göttliche „Weisheit“ mit dem „Wort“ gleich, durch das alles geworden ist. (vgl. Schott; Frisque)

Antwortpsalm

Psalm 63,2–8
R: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott.

Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.

Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen.

Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen
soll mein Mund dich preisen.

Ich denke an dich auf nächtlichem Lager
und sinne über dich nach, wenn ich wache.
Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.

2. Lesung

1 Thess 4,13–18
Die Hoffnung der Christen

Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.

Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen. Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben.

Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim Herrn sein.

Tröstet also einander mit diesen Worten!

Die Wiederkunft Christi
Die Gemeinde der Thessalonicher erwartet die Wiederkunft Christi, verzeichnet aber Todesfälle. Paulus erklärt nun das Glaubensgeheimnis von der tiefen Verbundenheit der Christgläubigen mit ihrem gestorbenen und auferstandenen Herrn her. Dabei zitiert Paulus ein „Wort des Herrn“ (das sich nicht in den Evangelien findet, sondern mündlich tradiert oder vom Herrn selber dem Apostel offenbart wurde). Den „Tag des Herrn“ schildert Paulus im damals üblichen „apokalyptischen“ Stil und in der Sicht des überholten, antiken Weltbildes.

Ruf vor dem Evangelium

Halleluja, Halleluja. Einer ist euer Vater, der im Himmel. Einer ist euer Lehrer, Christus. Halleluja.

Evangelium

Mt 25,1–13
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
Jesus sprach: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.

Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen ausser den Lampen noch Öl in Krügen mit.

Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!

Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht.

Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Christus erwarten
Vor den monumentalen Tempelbauten des Herodes spricht Jesus in Gleichnissen über die Vergänglichkeit und ein plötzliches Ende (und entsprechende Warnzeichen), aber auch über das Kommen einer geheimnisvollen Gestalt, des Menschensohnes (als Hoffnungszeichen). Die Bildsprache des heutigen Gleichnisses knüpft an den damals üblichen Brautzug vor der Traufeier an, bei dem es zu Verzögerungen kommen konnte (z. B. wegen eines langen Feilschens um den Brautpreis).
1–9: In Voraussicht auf das unvorhersehbare Kommen des Reiches Gottes: Zum Fest sind Brautjungfern bestellt. Die Törichten sind da, aber unterlassen die elementare Vorsorge, weil sie keinen Proviant an Öl oder nur einen nicht für alle Eventualitäten ausreichenden mitbringen. Die Törichten verpassen die Gnadenstunde (kairos). Die Klugen handeln praktisch richtig, wohl nicht wegen mehr Schulwissens, eher wegen ihres Erfahrungswissens (ähnlich im Gleichnis vom klugen Bauherrn, der nicht auf Sand, sondern auf einem Fundament baut). Die Klugen helfen nicht aus (nicht Thema dieses Gleichnisses).
10–12: Der Bräutigam und die Tür zum Hochzeitssaal: Jetzt wird klar, wer die Hauptperson des Gleichnisses ist. Es geht nicht um die Brautjungfern, sondern um den Bräutigam. Dieser spricht Jesus–Worte. Vgl. Mt 7,21–23: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt... Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir!“ – Im AT wurde Jahwe im Bild als Ehemann des Bundesvolkes verstanden; jetzt ist die bräutliche Beziehung Christi zum neuen Bundesvolk im Blick. Vgl. Offb 19,7.9: „Gekommen ist die Hochzeit des Lammes… Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist.“
13: Seid wachsam!: Es gilt, die Öffnung der Tür nicht zu verpassen. Die Mahnung zur Wachsamkeit findet sich oft, etwa wenn der Hausherr vor dem Dieb gewarnt wird oder im Bericht über die Ölbergstunde.
Wichtig für uns sind: 1. Die Mahnung zur Wachsamkeit. Auch auf Grund des einmaligen Schrittes zur Taufe darf sich niemand in einer Art von Sorglosigkeit wiegen, als ob das praktische Verhalten und die Vorsorge gleich–gültig wären. Jesus erwartet mehr als ein Mitläufertum.
2. Das Gleichnis von der bräutlichen Liebe. Es legt uns nahe immer wieder die Begegnung mit unserem „Herrn“ zu suchen: im Wort, im Sakrament, in der geschwisterlichen und tätigen Liebe. Denn Liebe sucht Nähe, Liebe will loben… Vgl. J. Kremer; Chr. Münch, www.perikopen.de

Fürbitten

Christus, du bist für uns gestorben und auferstanden:
Stärke alle, die um Verstorbene trauern, in der Hoffnung auf die ewige Gemeinschaft bei dir.
Hilf unserem Volk, sich auf dem Weg in die Zukunft, an deinen Geboten zu orientieren.
Bewege alle, die ohne Hoffnung sind, deine freundschaftliche Hand zu ergreifen.
Begleite Eltern, die sich um die Jungen sorgen. Schenke der Jugend Weitsicht.
Mache uns selber wachsam und bereit für dein Kommen.
Führe unsere Verstorbenen zum himmlischen Hochzeitsmahl.

Barmherziger Gott, dein Heiliger Geist erleuchte uns und mache uns weise. Er stärke uns auf unserem Weg zu dir. So bitten wir durch Christus, unsern Herrn.

Schlussgebet

Wir danken dir, gütiger Gott, für die heilige Gabe, in der wir die Kraft von oben empfangen. Erhalte in uns deinen Geist und lass uns dir stets aufrichtig dienen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.