Gottes Wort
Sonntag
5
November 2023

Gottes Wort
05.11.2023

31. Sonntag im Jahreskreis

Die heutigen Texte kreisen nicht zuletzt um religiöse Autoritäten. Scharfe Kritik und den Appell zu einer neuen Haltung finden wir in der ersten Lesung und im Evangelium, während der selber kritisierte Paulus in der zweiten Lesung auf sein eigenes Beispiel verweisen darf.

Kyrie

Christus, du bist unser Meister. Herr, erbarme dich.
Du hast dich selbst erniedrigt bis zum Tod am Kreuz. Christus, erbarme dich.
Du bist in die Herrlichkeit des Vaters erhöht worden. Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient. Nimm alles von uns, was uns auf dem Weg zu dir aufhält, damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen, die du uns verheissen hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

1. Lesung

Mal 1,14b–2,2b.8–10
Mahnwort zu Treue im Dienst

Ein grosser König bin ich, spricht der Herr der Heere, und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.
Ihr nehmt es euch nicht zu Herzen und gebt meinem Namen die Ehre nicht.

Ihr – ihr seid abgewichen vom Weg und habt viele zu Fall gebracht durch eure Belehrung; ihr habt den Bund Levis zunichte gemacht, spricht der Herr der Heere. Darum mache ich euch verächtlich und erniedrige euch vor dem ganzen Volk, weil ihr euch nicht an meine Wege haltet und auf die Person seht bei der Belehrung.

Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht der eine Gott uns alle erschaffen? Warum handeln wir dann treulos, einer gegen den andern, und entweihen den Bund unserer Väter?

Gesucht ist ein treuer Klerus
Nach der Rückkehr aus Babylon war der Tempel wieder erbaut worden. Keine 100 Jahre später (um 458/428) protestiert Maleachi gegen die Tempelpriester. Ihre Opferpraxis ist schändlich; sie vernachlässigen ihre Pflicht, das Volk über Gottes Gesetz zu belehren. Nun verachtet das Volk den Klerus. Maleachi mahnt zu neuer Treue.

Antwortpsalm

Psalm 131
R: Erhalte, Herr, mein Leben in deinem Frieden.

Herr, mein Herz ist nicht stolz,
nicht hochmütig blicken meine Augen.
Ich gehe nicht um mit Dingen,
die mir zu wunderbar und zu hoch sind.

Ich liess meine Seele ruhig werden und still;
wie ein kleines Kind bei der Mutter
ist meine Seele still in mir.

Israel, harre auf den Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!

2. Lesung

1 Thess 2,7b–9.13
Das Beispiel des Apostels – Die Annahme des Wortes Gottes

Wir waren voll Liebe zu euch: Wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt, so waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben; denn ihr wart uns sehr lieb geworden.

Ihr erinnert euch, Brüder, wie wir uns gemüht und geplagt haben. Bei Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen, und haben euch so das Evangelium Gottes verkündet.

Darum danken wir Gott unablässig dafür, dass ihr das Wort Gottes, das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt, nicht als Menschenwort, sondern – was es in Wahrheit ist – als Gottes Wort angenommen habt; und jetzt ist es in euch, den Gläubigen, wirksam.

Im selbstlosen Einsatz
Gegner unterstellten Paulus, er lehre einen neuen Weg (im Gefolge des gekreuzigten und auferstandenen Messias) nur, um wie ein Philosoph oder Publizist Geschäfte zu machen. Nun verweist Paulus auf sein Leben: tagsüber harte Erwerbsarbeit; abends eifrige Predigttätigkeit. Er ist von Gott in Dienst genommen und setzt sich dienstbereit wie eine Amme ein, nicht um zu verdienen, sondern um neues Leben zu vermitteln. (Frisque; Knoch)

Ruf vor dem Evangelium

Halleluja. Halleluja. Einer ist euer Vater, der im Himmel. Einer ist euer Lehrer, Christus. Halleluja.

Evangelium

Mt 23,1–12
Keine falsche Rolle spielen!
Jesus wandte sich an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.

Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen.

Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Strassen und Plätzen lassen sie sich gern grüssen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.

Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.

Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.

Der Grösste von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Subtile Versuchungen von Frommen
Die Lehrautorität Jesu wird jetzt von Gegnern nicht mehr auf die Probe gestellt. Er nimmt Stellung zur Pseudo–Religiosität von Pharisäern. Besonders hart klingen einige Abschnitte, die Sondergut des Matthäus sind. Weil die Pharisäer zur Zeit Jesu noch nicht so bedeutsam waren wie nach der Zerstörung Jerusalems (Zeit des Matthäus!), und weil Jesus selber Freunde unter den Pharisäer hatte, dürfen wir annehmen, dass die Pharisäerpolemik des Matthäus zum Teil eine Reaktion ist auf die christenfeindliche Haltung der Pharisäer seiner Zeit, welche die Christen aus der Synagoge ausgeschlossen hatten.
1–4: Ein Gegenbild zur Lehrautorität Jesu: Jesus führt „dem Volk und den Jüngern“ (auch uns!) ein Gegenbild zum richtigen Gesetzesverständnis vor Augen. Dass der Anspruch der Pharisäer illegitim ist, ergibt sich aus der fehlenden Kohärenz zwischen ihrer Lehre und ihrer Praxis. Die wirkliche Gesetzeserfüllung fehlt. Ausserdem werden die Hörer belastet, während ihnen keine Hilfe geboten wird. – Wahre Autorität ist nicht bei ihnen zu suchen.
5–7: Die Pseudo–Gesetzlichkeit dient der Selbstdarstellung: Die Pharisäer versuchten, sich durch ihre perfektionistische Gesetzesbeobachtung gegenüber Gott abzusichern. Auf sich selbst statt auf Gott zu vertrauen, ist aber eine Karikatur des Glaubens. Dieser Pseudoglauben führt leicht zur Selbstüberschätzung und zur Verachtung anderer. Es werden Beispiele ihrer Versuchung zur Aufblähung des eigenen Ich angeführt.
9–12: Ein Bild des Lebens und des Dienstes in der Gemeinde: Vom Gegenbild geht die Rede über zum Verhalten, das Jesus in der Gemeinde der Jünger erwartet. Es darf den Jüngern nicht um ein eitles Streben nach Titeln gehen (Nach dem NT können die aufgeführten Begriffe auch sinnvoll benützt werden. Wer sie ausschaltet, könnte beim „Grossen Bruder“ für einen Diktator landen.) Der Sinn ist aber klar: Jesus ist der wahre „Wegweiser“. Auf ihn ist zu hören. Und auch die „Grössten" unter den Christen sollen dienen. Die Grösse misst sich am Beispiel Christi, der sich selbst erniedrigt hat und zum Diener aller wurde. Letzte Autorität ist der Vater im Himmel.
Für uns ist wichtig, dass wir an Bild und Gegenbild uns selber prüfen und dass nicht wir über andere urteilen. (vgl. J. Kremer; H.–J. Findeis, www.perikopen.de)

Fürbitten

Christus, du bist unser Lehrer:
Begleite alle, die predigen, damit sie selber ehrlich halten, was du lehrst.
Hilf allen, die in der Seelsorge tätig sind, den Menschen in deinem Geist zu dienen.
Erinnere alle, die leitende Stellen innehaben, verantwortlich zu handeln
Segne Eltern und Erzieher, die der jungen Generation ein glaubwürdiges Beispiel geben.
Du hast dich selbst erniedrigt: Bewahre uns vor Selbstüberschätzung und Heuchelei.
Führe unsere Verstorbenen in die Gemeinschaft der Heiligen.

Barmherziger Gott, bewahre deine Kirche vor dem Schatten des Bösen und stärke sie für ihre Aufgabe in der Welt. So bitten wir, im Heiligen Geist, durch Christus, unsern Herrn.

Schlussgebet

Gütiger Gott, du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt. Lass deine Kraft in uns wirken, damit wir fähig werden, die ewigen Güter zu empfangen, die uns in diesen Gaben verheissen sind. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.