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Das Burkardenbuch – eine erste Archivordnung?

947 verlieh Kaiser Otto I. der noch jungen Abtei Einsiedeln das Recht der freien Abtwahl. Ob in der Klosterkirche oder in den für den Konvent benötigten Gebäuden bereits ein Archivraum existierte, wissen wir nicht. Sicher aber dürfte eine Truhe vorhanden gewesen sein, in der man die für die klösterliche Überlieferung zentralen Dokumente aufbewahrt hat.

Über das Archivwesen wissen wir bis in die Frühe Neuzeit sehr wenig. Ob der Fürstabt, der Dekan als sein Stellvertreter, der Statthalter als Verantwortlicher der «weltlichen Angelegenheiten» oder gar der Kustos, der für die Kostbarkeiten des Klosters zuständig war, für das Archiv und seine Bestände verantwortlich zeichneten, bleibt für das ganze Mittelalter unklar. Immerhin finden sich auf spätmittelalterlichen Urkunden Vermerke wie «Gehört in die Pfäffiker Trucken». Genaueres lässt sich aber nicht in Erfahrung bringen.

Bestrebungen zur Registrierung der immer grösser werdenden Zahl von Dokumenten sind heute noch im Archiv nachweisbar. Das so genannte Burkardenbuch aus den 1430er-Jahren sei hier im Besonderen erwähnt. Von den Originalen wurden bereits Abschriften sowie Regesten angefertigt. Das Archiv wurde auch für historische Arbeiten genutzt; so hielt sich der berühmte Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi (1505–1572) in Einsiedeln auf. Interessanter Weise sind einige wichtige Dokumente nur noch in seinen Abschriften erhalten.

Insbesondere seit dem 15. Jahrhundert stieg die Schriftproduktion sprunghaft an; zudem kam es zu einer Diversifizierung des Schriftguts. Den grössten Anteil nahmen nun die im Bereich der Verwaltung anfallenden Schriftstücke (Urbare, Rechnungsbücher u.a.) ein.

Literatur
Kwasnitza, Stefan, «Non est copiata in libro». Das Burkardenbuch und die kopiale Tradition im Kloster Einsiedeln, unpublizierte Lizentiatsarbeit Zürich 2004.

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