P. Georg Liebich am 11. Sonntag im Jahreskreis 2023

18.06.2023

Als mit der Bibel Vertrauten, wird es ihn fest im Ohr sitzen: «Die Ernte ist gross, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet darum den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.»

Ein erster Gedanke dazu könnte der Mangel an geistlichen Berufen sein. Pfarreien ohne Priester, ohne Sonntagsgottesdienste. Könnte es sein, dass die vielen Gebete bereits erhört sind? Gott hat Erntehelferinnen und Helfer gesandt, aber von der Kirche werden sie nicht als solche anerkannt. Es fehlt nicht an Berufenen, an Frauen und Männern, die bereit und fähig sind. Neues Denken, tiefgreifende Reformen stehen an.

Ich lasse den Gedanken stehen. Wenn wir das heutige Evangelium und seinen Zusammenhang anschauen, geht es um viel mehr und schliesst den ersten Gedanken mit seiner Besorgnis ein.

Das Matthäusevangelium ist, so wird angenommen, einige Jahre nach dem jüdisch-römischen Krieg und der Zerstörung Jerusalems 70 nach Christus entstanden. Es herrschen Repression, Ausbeutung, Zerstreuung in angrenzende Länder, Erinnerungen – Flash-Backs –von Töten und Toten, physisch, psychische, seelische Traumata, eine Palette, von der täglich neu drastische Bilder vorgeführt werden.

In solche Situation der Gottferne hinein schreibt Matthäus für eine von Jesus ergriffene, jüdisch geprägte Gemeinde sein Evangelium: Die Botschaft Jesu in der Bergpredigt vom Reiches Gottes, was Herrschaft Gottes für die Menschen bedeutet. Er erzählt, wie Jesus aus der Nähe Gottes heraus und Nähe Gottes bewirkend Heilungs- und Heilstaten vollbringt an Ausgegrenzten, Kranken, Gebrechlichen und Gebrochenen. Botschaft und Taten Jesu fasst der Eingangsvers zum heutigen Evangelium zusammen: «Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren erschöpft und müde.»

Mitleid durchzieht ganze Botschaft, das ganze Wirken Jesu. Sein Mitleid ist durchdrungen von der unendlichen Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu jedem Menschen. Ihm ist weh, wenn Unrecht und Unheil jeder Art einen Menschen versehrt. Heilen, Not Wenden heisst darum Gottes Liebe und Barmherzigkeit durchbrechen zu lassen über alle Einwände und Zwänge, über alle religiösen, politischen, wirtschaftlichen Usanzen hinweg.

Der Eindruck des herrschenden Elends veranlasst Jesus, seine Sendung weiterzugeben. Zwölf Jünger werden Apostel, Gesandte, Gottes Barmherzigkeit umzusetzen. Die Zwölf sind eine bunte Gesellschaft, keine Gelehrten, keine Experten. Von einigen bekommen wir ein Bild im Evangelium. Matthäus, ein Zöllner und Kollaborateur der Römer, wird zusammen mit Simon genannt, zumindest ein Sympathisant gewaltbereiter Revolte. Andere treten in den Hintergrund. Ihnen wird aufgetragen mit der Vollmacht zu wirken, die Jesus eigen ist. Menschen mit ihren Stärken und Schwächen wie wir.

Ich habe eine Ausgabe des Einsiedler-Anzeiger durchforstet. Wo geht es darin um Wohl von Menschen? Ich war erstaunt, was ich alles fand. Nur eine Auswahl ohne Gewichtung:

  • Auf der Titelseite: Die Chilbitage bleiben.
  • Seite: Begeisterung an Pfingstfeuern; zum Schmunzeln der Dienstagswitz; «Kleiner Chor, grossartiges Konzert» – Lobe für Jugendchor
  • Gerade aktuell: Sportanlagen – anerkannter Bedarf, Projekte umstritten
  • Pro Senectute – Freiwillige im Einsatz
  • Eröffnung einer psychotherapeutischen Praxis
  • Bericht der kantonalen Anlauf- und Beratungsstelle für Diskriminierungsschutz. Anstieg rassistischer Diskriminierungsfälle.
  • 16 Projekte Berghilfe im Kanton Schwyz
  • Ehrungen im Verein Wanderwegnetz Schwyz
  • GV Komin – Kompetenzzentrum für Integration

Erkennen sie in dieser Aufzählung Spuren von dem wieder, wozu Jesus die 12 Jünger als Erntehelfer ausgesandt hat? «Geht, verkündet, das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr auch geben.»

Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott. Mich würd’s freuen, wäre in einem der nächsten EA-Ausgaben zu lesen von einem Willkomm für jugendliche Geflüchtete aus Afghanistan – in der Sonne am Klosterplatz, mit vielen Gelegenheiten zu Begegnungen und zum Austausch heilsamer Freundlichkeit mit Einsiedlern, Touristen und Pilgern.

Umsonst – gratis, aus Gnade – habt ihr empfangen. Was wir sind und haben, wozu wir befähigt sind – es ist täglich Gnadengabe der Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Es mag uns beschränkt und bescheiden vorkommen. Aber es ist Same, der zusammen mit zahllosen weiteren Samen gesät, zu einer ertragreichen Ernte reifen kann, dem Himmelreich auf Erden und dem Himmelreich in Ewigkeit entgegen.