
P. Markus Steiner am Dritten Sonntag der Osterzeit 2023
Wir haben uns an diesen Text gewöhnt, nehmen ihn als selbstverständlich. Aber eigentlich ist er ziemlich widerborstig. Ich möchte mit Ihnen einigen dieser Schwierigkeiten nachgehen.
Es beginnt schon mit dem Entschluss fischen zu gehen. Petrus hat doch einmal diesen Beruf mitsamt seiner Familie aufgegeben, um Jesus nachzufolgen. Und er soll in Zukunft die Schafe des Herrn weiden. Ausgerechnet er kehrt in sein altes Leben zurück.
Dann kommt da ein Unbekannter, frägt ob sie etwas zu essen hätten. Wir wissen schon, dass es der Herr ist. Die Jünger aber mussten annehmen, dass das einer ist, der ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen möchte.
Dieser Unbekannte fordert sie nun auf, das Netz auf der rechten Seite des Bootes auszuwerfen. Dabei hatten sie während der Nacht, also der günstigen Zeit fürs Fischen, nichts gefangen. Bei den Synoptikern, die das Wunder vom reichen Fischfang am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu erzählen, kann Petrus wenigstens zu Jesus sagen: „Auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ Wie aber sollten die Profifischer der unsinnigen Aufforderung eines Dahergelaufenen nachkommen?
Bereits zweimal hatte sich der Auferstandene den Jüngern offenbart. Trotzdem erwarten sie nichts von ihm, sind nicht aufmerksam und offen für sein Erscheinen. Nur die Liebe merkt; „Es ist der Herr.“ Ihn zu befragen wagen die anderen aber trotzdem nicht.
Hätten die Jünger wohl die Fische gezählt? Bei Johannes hat alles Erzählte seine symbolische Bedeutung. So muss auch die Zahl 153 einen tieferen Sinn haben. Eine einleuchtende Erklärung für dieses 3 mal 3 mal 17 habe ich aber noch keine gefunden.
Schliesslich vertauschen sich plötzlich die Rollen. Derjenige, der um Essen zu bitten schien, wird zum Gastgeber. Ebenso plötzlich ist auch Brot da und ein Kohlefeuer.
Erwarten Sie von mir jetzt nicht, dass ich Ihnen diese Schwierigkeiten einfach auflöse. Wenn das möglich wäre, wären es keine echten Schwierigkeiten. Nehmen wir sie als Widerhaken, die verhindern, dass wir den Text einfach schlucken und zur Tagesordnung übergehen. Es dürfte sich lohnen, dass wir uns mit ihm vertieft auseinandersetzen.
Nur einfach verunsichern möchte ich Sie aber doch nicht. Die Erzählung will ja eine Ermutigung sein. Wir leben in einer Zeit, da die Kirche als Menschenfischerin offensichtlich immer weniger erfolgreich ist. Und auch die Netze, deren sie sich bedient, reissen immer mehr. Und genau dahinein sagt uns das Evangelium: Wo menschliches Bemühen versagt, kann der Herr die Wende bringen. Unerkannt ist er mitten unter uns.