P. Lorenz Moser zum Ersten Fastensonntag 2023

26.02.2023

Liebe Brüder und Schwestern

Nun ist sie also wieder da, die Fastenzeit, die uns jedes Jahr wieder neu zur Be-sinnung und zur Standortbestimmung einlädt. Es mag zwar Angenehmeres geben als den Aufruf zu Busse und Umkehr, zu Fasten und Verzicht, doch wir wissen al-le, wie gut uns eine solche Zeit der Besinnung und des Neuaufbruchs tut.

Was wir mit dieser Zeit anfangen, ist zunächst eine sehr persönliche Angelegenheit, und das Spektrum der Vorsätze deckt wohl die ganze Bandbreite ab: von sehr viel bis nur wenig (oder vielleicht gar nichts?), doch da möchte ich niemandem dreinreden und auch keine guten Ratschläge erteilen.

Heute möchte unseren persönlichen Umgang mit der Fastenzeit in einen grösseren Zusammenhang hineinstellen und einen anderen wichtigen Aspekt in den Vordergrund rücken: ich meine: was immer wir in der Fastenzeit tun, es ist und soll ein Teamwork sein. Wir sind nicht allein unterwegs, wir haben Weggefährten, Mitspieler, und je besser wir uns in dieses Team einfügen und mitmachen, desto mehr wird die Fastenzeit für uns zur Segenszeit.

Von einem ersten «Mitspieler» ist allerdings, anders als zu früheren Zeiten, nicht viel zu erwarten: ich meine unsere heutige weltliche Gesellschaft: sie beachtet zwar das Zeichen der grossen Glocke und beendet um Mitternacht vor dem Aschermittwoch die Fasnachtszeit, sonst aber ist von Fastenzeit kaum etwas zu spüren und keine Unterstützung zu erwarten.

Anders ist es mit der Kirche: sie begleitet uns recht intensiv durch die Fastenzeit. Sie bietet uns in der Liturgie eine Fülle von Hinweisen und Anregungen, um unseren Glauben zu vertiefen und unser Leben auf das Wesentliche auszurichten. Es ist die Botschaft des Evangeliums, die uns Abschnitt für Abschnitt mit auf den Weg gegeben wird und uns zum Umdenken motivieren soll. Sie gibt damit die Richtung an, in die wir gehen sollen, das Ziel, auf das wir zugehen.

Den Kern dieser Botschaft bringt der hl. Paulus in der heutigen Lesung mit der Parallele zwischen Adam und Christus zur Sprache. Adam steht für unsere menschliche, von der Sünde und vom Bösen geprägte Situation, Christus für die Befreiung, die Erlösung, für das neue Leben. Die frohe Botschaft lautet: wir sind erlöst, und dieses Bewusstsein darf und soll uns durch die Fastenzeit begleiten. Das ist der Beitrag der Kirche zu unserem Teamwork, den wir dankbar annehmen wollen.

Es gibt aber noch einen weiteren, ja den wichtigsten «Teamplayer», nämlich Gott selber. Wie heisst es doch in 1. Kor 3,6 «Ich (Paulus) habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen».

Gott lässt wachsen. Was immer wir in der Fastenzeit unternehmen, es wird nur fruchtbar, wenn Gott «mitspielt» – und das tut er, darauf können wir uns verlassen.

Er kann aber in uns nur wirken, wenn wir es zulassen, wenn wir in uns Raum schaffen für sein Handeln an uns. Neben Fasten und Verzichten geht es vor allem darum, diese Offenheit für Gott immer wieder zu üben und uns ins Bewusstsein zu bringen. Und das gibt der Fastenzeit etwas Befreiendes. Wir können unser Heil durch Bussübungen, durch unseres eigenes Tun gar nicht selber erwirken, es ist reines Geschenk Gottes, und unser einziges Zutun ist, dass wir dieses Geschenk dankbar annehmen.

Hoffen wir, dass uns allen dieses Teamwork der Fastenzeit zu unserem besten gelingt: an Gott fehlt es sicher nicht, auf ihn können wir uns verlassen; die Kirche versucht, ihr Bestes zu geben, auch wenn sie nicht vollkommen ist und manches besser sein könnte. Und wir? – versuchen auch wir, unser Bestes zu geben. Amen