
P. Markus Steiner am 3. Sonntag im Jahreskreis
Wir befinden uns mitten in der Gebetsoktav für die Einheit der Christen. Einheit ist in der Tat ein wichtiges Anliegen, denn jede Spaltung verdunkelt das Zeugnis von jenem, der wollte, dass in ihm alle eins seien. In der heutigen Lesung aus dem Korintherbrief finden wir denn auch ein beredtes Zeugnis dafür, wie Paulus für die Einheit seiner Gemeinde gekämpft hat.
In jungen Jahren war ich der Überzeugung, dass es keine Spaltungen zu geben braucht, ja nicht einmal Auseinandersetzungen. Es sei doch Platz für alle, man kann doch einander leben lassen. Zu streiten über Worte, die doch den Sachverhalt nie adäquat darstellen können, lohne sich nicht. Diese Überzeugung ist ins Wanken geraten, besonders durch die Streitigkeiten um die Bischöfe von Chur. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn der Geist Jesu missachtet wird, und auch die Zeichen der Zeit, von denen der Herr spricht, und die zu einem Schlüsselwort des zweiten Vaticanums geworden sind. Dazu kam die Erkenntnis, dass grosse Teile des Neuen Testamentes Auseinandersetzungen zu verdanken sind, besonders die Briefe. Die Johannesbriefe etwa sind weitgehend reine Polemik. Entsprechend darf man nicht die einzelnen Worte auf die Goldwaage legen. Die Autoren haben den Streit nicht gescheut. Das Vermeiden von Spaltungen war hier nicht das oberste Prinzip.
Das Neue Testament bietet aber auch Beispiele, wie trotz gegensätzlichen Meinungen die Einheit gewahrt wurde. Das gilt vor allem für die Bedeutung des alttestamentlichen Gesetzes für die Christen, Thema der wichtigsten Paulusbriefe. Hier fand man zu einem Kompromiss, vor allem durch das sogenannte Apostelkonzil. Das zeigt uns, wie wichtig es ist, das Gespräch zu suchen, offen zu reden, aber auch aufeinander zu hören. Und darauf zu vertrauen, dass letztlich der Geist Gottes den Weg weist. Um ihn muss man beten.
Die Lesung aus dem Korintherbrief macht uns auf einen weiteren Punkt aufmerksam. Es darf nie um Personen gehen, mögen diese auch Petrus oder Paulus heissen. Personenkult rechtfertigt keine Spaltungen. Christus ist nicht zerteilt, er allein wurde für uns gekreuzigt. Er ist die einzige Richtschnur.
Stellen wir also uns selber zurück. Aber scheuen wir uns auch nicht, ein offenes Wort sprechen, wenn es um zentrale Anliegen des Herrn geht. Bleiben wir im Gespräch, führen wir es mit ganzem Einsatz. Seien wir uns aber bewusst, dass die Einheit letztlich eine Gabe des Herrn ist. Beten wir also immer wieder darum.