
(Palm-) Sonntagsgedanke am 5. April
Mit dem Palmsonntag mündet die Fastenzeit in die Heilige Woche. Es ist eine besondere Zeit, in der die Kirche Schritt für Schritt Jesus Christus nachfolgt, indem sie sich an die Ereignisse seines Leidens, Sterbens und Auferstehens erinnert und diese im Gottesdienst vergegenwärtigt.
Doch wie kann man die Heilige Woche während der Coronakrise gestalten?
Neben der Mitfeier von Gottesdiensten über Livestream kann man die Stille und Ruhe dieser Tage nutzen, um etwas zu machen, was für Katholikinnen und Katholiken leider noch immer ungewohnt ist: die Bibel aufschlagen! Die Heilige Schrift ist Gottes Wort – heute an uns! Wenn wir uns darauf einlassen, die Ereignisse der Kar- und Ostertage am jeweiligen Wochentag in der Bibel nachzulesen, kann dies eine bereichernde Erfahrung sein. Texte, die wir ansonsten im Gottesdienst hören und schnell wieder vergessen, können so neu zu uns sprechen.
Nehmen Sie ihre persönliche Bibel zur Hand! Wer (noch) keine hat, kann die Schrifttexte auch auf unserer Webseite oder im Online-Schott nachlesen.
Für dieses Experiment, sich auf neue Weise auf die Ereignisse unserer Erlösung einzulassen, ergibt sich folgende Einteilung:
- Palmsonntag, 5. April: Der Einzug Jesu in Jerusalem (Matthäusevangelium 21,1–11)
- Montag der Karwoche, 6. April: Die Salbung Jesu in Betanien (Johannesevangelium 12,1–11)
- Dienstag der Karwoche, 7. April: Der Verrat Jesu durch Judas (Johannesevangelium 13,21–38)
- Mittwoch der Karwoche, 8. April: Die Vorbereitungen für das Paschamahl (Matthäusevangelium 26,14–25)
- Hoher Donnerstag, 9. April: Die Fusswaschung (Johannesevangelium 13,1–15)
- Karfreitag, 10. April: Die Leidensgeschichte (Johannesevangelium 18,1–19,42)
- Osternacht, 11. April: Die Frauen am leeren Grab (Matthäusevangelium 28, 1–10)
- Ostersonntag, 12. April: Die Entdeckung des leeren Grabes (Johannesevangelium 20,1–9)
- Ostermontag, 13. April: Der Weg nach Emmaus (Lukasevangelium 24,13–35)
Die Coronakrise lädt uns ein, uns neu an die Fersen unseres Erlösers zu heften und bewusst mit ihm den Weg der Erlösung mitzugehen. Die oben aufgeführten Evangelientexte werden jeweils auch im Gottesdienst vorgelesen. Auch wenn eine physische Mitfeier nicht möglich ist, sind wir eingeladen, im Alltag zu verwirklichen, was wir jeweils in der Eucharistiefeier sprechen: «Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.» So kann auch diese Heilige Woche im Zeichen des Coronavirus zu einer Zeit der Gnade und des Segens werden. Das wünsche ich Ihnen von Herzen!
Pater Philipp Steiner OSB
Zum Foto: Leider werden wir Mönche des Klosters Einsiedeln die Heilige Woche 2020 «unter uns» feiern – aber hoffentlich mit vielen Menschen, die über unseren Livestream zugeschaltet sind. Die Feiern werden etwas anders ausfallen als in den vergangenen Jahren (im Bild die Karfreitagsliturgie 2019) und auch die Zeiten der Gottesdienste werden leicht angepasst sein. Diese finden Sie hier.