Salve Oktober/November 2023

Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr 5 · 2 0 2 3 S A LV E

2 S A L V E Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr Jahresthema Ein einzier Mönch mit allen anderen 4 Wallfahrt Liturgischer Kalender 10 Gottesdienste in Einsiedeln 12 Wallfahrtsinformationen 14 Der «Rosenkranzsonntag» in Einsiedeln 15 Liturgie – Segnen 16 Haben Sie gewusst… 17 Kloster Einsiedeln Psalm 29 – «Verschaff mir Recht, Herr…» 18 In memoriam Pater Raimund Gut 20 Einsiedler Mönche in der Moschee 26 Konventglöckli 28 Stiftsschule Schulagenda 30 Et voilà 31 Internat – Auf zu neuen Ufern 32 Corvina – Die neue Fahne als «Mutmacherin» 34 Die Ministranten in Amsterdam 36 Wanderlager – Gelebte Gemeinschaft 38 Klassentag M 63 – Kein leerer Wahn 41 Klassentag M 98 – Festliche Veranstaltung 43 Klassentag M 03 – Ein wichtiger Jahrgang für das Kloster 45 Personalnachrichten 47 St.Gerold Der «Geist von St. Gerold» macht es aus 48 Kultur- und Seminarprogramm 50 Kloster Fahr Grusswort 56 Ausstellung Maria Armbruster – Wegweiser zur Quelle 58 Dienstjubiläum Priorin Irene Gassmann 60 «ü30 fahrwärts» – Mystische Spiritualität 63 Veranstaltungskalender 66 Meditation – Zeit 68 Kaleidoskop «Urwolken» – Ein Geschenk des «Sprayers von Zürich» 70 Neue Bücher 72 Impressum 79 15. Jahrgang · Ausgabe 5, Oktober / November 2023 Erscheint sechsmal jährlich www.zeitschrift-salve.ch www.gebetsgemeinschaft.ch www.kloster-einsiedeln.ch www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at www.siljawalter.ch www.zeitschrift-salve.ch www.gotteswort.ch www.GOTTsuchen.ch Gelebte Synodalität in der Propstei St.Gerold (Foto: Evelyne Fink).

LE I TGEDANKE 3 Liebe Leserin, lieber Leser Aufmerksame Leserinnen und Leser, die sich ein wenig mit unserer Gemeinschaft auskennen, werden es bemerkt haben: Auf dem Titelbild der letzten Nummer fehlen viele Mitbrüder, nicht nur diejenigen, die nicht im Kloster wohnen. Insofern stimmt auch die Legende auf der zweiten Seite nicht. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler. Nun ist es auch sonst so, dass nicht alle Mitschwestern und Mitbrüder gebührend bei uns ins Bild gerückt werden. Das hat verschiedenen Gründe, nicht nur fehlende Aufmerksamkeit der Redaktoren. Besonders bedauerlich ist es bei denen, die so sehr im Hintergrund wirken, dass ihr Tun kaum je in den Vordergrund tritt. Es braucht auch immer jemanden, der die Artikel schreibt. Jeder und jede unserer schreibfreudigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat dann auch wieder seine eigene Perspektive, die nicht alles umfassen kann. In der vorliegenden Nummer werden aber einige Mitschwestern und Mitbrüder gewürdigt. Besonders hervorzuheben ist Priorin Irene, die seit zwanzig Jahren der Gemeinschaft im Fahr vorsteht. «Salve» gratuliert ihr zu diesem Jubiläum, dankt für alles, was sie für ihre Schwestern getan hat, aber auch für ihre stetes Mitwirken bei unserer Zeitschrift. Wir wünschen ihr den Segen Gottes für die Zukunft. Einige Seiten sind Pater Raimund Gut gewidmet. Wenn ein Mitbruder stirbt, bekommt er schon die gebührende Aufmerksamkeit. Wir werden uns oft erst am Ende eines Lebens bewusst, wie vielfältig es gewesen ist, wie gross die Leistungen des Verstorbenen waren. Pater Mauritius und Pater Thomas berichten über Reisen, die sie für Schülerinnen und Schüler der Stiftsschule organisiert haben. Sie rücken dabei nicht ihren eigenen Beitrag in den Vordergrund. Aber man kann erahnen, was es nur schon an Vorbereitungen gebraucht hat. Ähnliches, wenn auch in kleineren Rahmen, gilt auch vom Ausflug der Dekanie, den Pater Lorenz beschreibt. Dekanien sind übrigens Untergruppen im Kloster, die nicht zuletzt dafür sorgen sollen, dass kein Mitbruder ohne Aufmerksamkeit bleibt. Ihr Pater Markus Steiner

4 J AHRE S THEMA Gelebte Synodalität in der Propstei Ein einziger Mönch mit allen anderen Im November 2012 erschien vom damaligen Abt Martin Werlen die Schrift «Miteinander die Glut unter der Asche entdecken». Darin plädiert er für die Wiederentdeckung der synodalen Dimension der Kirche. Das Schreiben fand grossen Anklang und weite Verbreitung in verschiedenen Sprachgebieten. Eine kleine Gruppe sah darin allerdings einen Verrat des Glaubens und meldete sich lautstark auf verschiedenen Kanälen. In der Zwischenzeit hat sich der Papst zusammen mit der ganzen Kirche auf den Weg zu einer synodalen Kirche gemacht – zum Schrecken derselben selbsternannten Glaubenshüter. Pater Martin lebt als einziger Mönch in der Propstei St.Gerold. Ist Synodalität da möglich? Synodalität gehört zum Wesen der Kirche. Niemand kann allein Christin oder Christ sein. Das gilt für den Papst genauso wie für den Menschen, der soeben getauft wurde, für den Bischof genauso wie für die Person, die allein in der Abgeschiedenheit lebt. Wir sind immer miteinander auf dem Weg. Leider ist dieses Verständnis weitgehend verloren gegangen. Wenn wir von Kirche hören oder sprechen, meinen wir oft nur die Amtsträger. Damit werden wir dem, was Kirche ist, nicht gerecht. Wichtiger als die Priester- und Bischofsweihe oder das Mönchsein «Sternstunde» am Montag im Waschhaus (Foto: Melanie Dreier). ist die Taufe. Das ist theologisch unbestritten, aber in der Praxis wird es nicht so gelebt und wahrgenommen. In der Propstei versuchen wir Synodalität Tag für Tag zu leben: Miteinander auf dem Weg sein. Das ist ein nie abgeschlossener Prozess – bis wir die Erfüllung der Hoffnung erfahren, die nach dem heiligen Paulus in der ganzen Schöpfung grundgelegt ist. Das Ziel ist die ewige Gemeinschaft mit Gott, die wir jeden Tag erahnen können. In der Leitung Der wichtigste Schritt zur Synodalität in der Leitung der Propstei war die Schaffung eines Grossraum-Büros. Damit entstand im Hauptgebäude Platz für mehr Gästezimmer. Was aber noch wichtiger ist: Im Grossraumbüro wird das Miteinander tagtäglich geübt und gelebt. Sechs Personen arbeiten im derzeitigen Provisorium auf engstem Raum zusammen. Wir bekommen voneinander mit, woran wir gerade arbeiten. Wir lösen Probleme miteinander oder wir freuen uns miteinander über Gelungenes. Wir erleben uns als Team, das fähig und willig ist, zusammenzuarbeiten.

5 J AHRE S THEMA Jeden Montag um neun Uhr ist die «Sternstunde» angesagt. Die Betriebsleiterin, der Bereichsleiter und der Propst treffen sich, um Vergangenes, Aktuelles und Anstehendes zu besprechen. Hier werden viele Ideen geboren, Informationen weitergegeben, Herausforderungen besprochen, Entscheidungen getroffen und Aufgaben verteilt. Jeden zweiten Dienstag treffen sich alle, die für eine Abteilung verantwortlich sind, zusammen mit dem Leitungsteam. Der Propst eröffnet die Runde jeweils mit einem Impuls aus der benediktinischen Spiritualität. Dann kommt nach der Betriebsleiterin und dem Bereichsleiter die verantwortli- che Person jeder Abteilung zu Wort und es wird darüber bei Bedarf gesprochen. Ein in der Ausbildung zum Schulleiter stehender Mann hat im Rahmen seines Studiums ein paar Tage bei uns verbracht. Die Teilnahme am Dienstagtreffen hat ihn sehr beeindruckt wegen der Offenheit, mit der die Themen angegangen werden. Die Verantwortlichen haben die Aufgabe, das Erfahrene zur jeweiligen Gruppe zu bringen und umzusetzen. Mit den Mitarbeitenden Für das Gelingen des Projektes Propstei St.Gerold ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden gemeinsam auf dem Weg sind. Wir brauchen Menschen, die sich mit dem Ort in seiner Vielfalt identifizieren. Einfach das tun, was man machen muss, reicht nicht. Der Anteil an Improvisation ist grösser als das, was geplant werden kann. Wer anders tickt, kommt hier schnell in grosse Schwierigkeiten. Der Betrieb läuft nur, wenn eine tiefe Verwurzelung da ist in dem, was die Propstei ausmacht. Wenn Leute von aussen versuchen, den Betrieb zu optimieren – selbstverständlich betrifft das immer nur die Finanzen –, zerstören sie das, was die Propstei ausmacht und nicht verglichen werden kann mit anderen Betrieben. Es braucht Menschen, die alles Mögliche beitragen, dass der Ort lebt und die Menschen sich bei uns wohlfühlen. Auf der Seite der Leitung ist es wichtig, dass die Prinzipien der kirchlichen Soziallehre auch hier angewendet werden. Gemeinwohl: faire und gerechte Bedingungen. Solidarität: Jede und jeder hilft dort mit, wo jemand in Not ist. Subsidiarität: es wird nur eingeSitzung der Abteilungsverantwortlichen in der Propsteikirche (Foto: Evelyne Fink).

6 J AHRE S THEMA schritten, wo die untere Ebene allein nicht zurecht kommt. Dazu trägt der familiäre Umgang untereinander sehr viel bei. Die Wege sind kurz, sodass bei Schwierigkeiten keine emotionalen E-Mails geschrieben werden müssen, sondern das direkte Gespräch gesucht werden kann. Zur Entdeckung der benediktinischen Wurzeln und des Klosters Einsiedeln fahren alle neuen Mitarbeitenden zusammen mit der Leitung nach Einsiedeln und sind Gäste der Klostergemeinschaft. Dieser Tag wird jeweils als starke synodale Erfahrung bezeichnet. Wichtig ist es, neue Mitarbeitende vom ersten Tag an vertraut zu machen mit der Kultur des Miteinanders. Als familienfreundlicher Betrieb ist es uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden ihre eigene Familie nicht vernachlässigen. Nicht selten verbringen auch Kinder der Mitarbeitenden Zeit in der Propstei. Die Synodalität zeigt sich auch darin, dass für Detailfragen bei der Sanierung die Leute einbezogenwerden, die imentsprechenden Bereich arbeiten. Zur Propstei gehören integrative Arbeitsplätze für Menschen, die besonders betreut werden. Diese machen uns oft auf Mängel aufmerksam, die wir selbst nicht bemerken würden. Vertraut mit der Kultur des Miteinanders (Foto: Bettina Martin). Latisha und der Propst beim Mittagessen (Foto: Alexandra Zerlauth). Nächtlicher Feuerwehreinsatz wegen Fehlalarm (Foto: Pater Martin Werlen).

7 J AHRE S THEMA Mit den Gästen Synodalität sollen auch unsere Gäste erleben. Dies zeigt sich bereits in der offenen Atmosphäre. Wir können aber auch von den Gästen viel lernen. Es ist ein Geben und Nehmen. So hat zum Beispiel eine Person im Konzert in der Propsteikirche im Rahmen eines Hör-Mahls (Foto: David Ganahl). Weggefährten des Lebens – Mensch und Tier (Foto: Pater Martin Werlen). Rollstuhl uns beraten, um die neuen rollstuhlgängigen Zimmer optimal einzurichten. Viele Erneuerungen werden durch Bemerkungen der Gäste angeregt. In der Propstei erfahren die Gäste ein Miteinander der verschiedenen Generationen, Glaubensgemeinschaften, Erfahrungshintergründen und Schichten. Geburtstage werden gemeinsam gefeiert, mit dem Pfle- gekind genauso wie mit dem Manager der Weltfirma. Die vielen Gespräche sind gelebte Synodalität. Die Formate Hör-Mahl und Schau-Mahl sind auf die Interaktivität ausgerichtet. Dasselbe gilt für dieGottesdienste. Wenn immer möglich begegnen einander alle auf Augenhöhe. In der Gnadenkapelle wurde die Erhöhung des Chorraums entfernt. In der Kirche geht der Propst nur für die liturgischen Dienste zum Ambo oder zumAltar anstonsten ist es bei den Anderen. Bei einem Fehlalarmmitten in der Nacht zeigte sich eindrücklich das Miteinander vom Verantwortlichen der Propstei, den Gästen und der Feuerwehr von St. Gerold. Alle haben die unangenehme Nachtstörung mit Humor getragen. Die Menschen, die die Propstei aufsuchen, sind dankbar, dass hier nicht nur die positiven Seiten der Kirche, der Gesellschaft und des Lebens angesprochen werden, sondern die ganze Wirklichkeit in ihrer Vielfalt. Manchmal braucht es eine «Auskotzete». Die Propstei lädt dazu ein. Der heilige Gerold versöhnt mit dem Bären, Skulptur von Hugo Imfeld (Foto: David Ganahl).

8 J AHRE S THEMA Mit der Klostergemeinschaft Das Bewusstsein, dass wir zum Kloster Einsiedeln gehören, ist gross. Die benediktinische Spiritualität ist unter den Mitarbeitenden der Propstei wohl präsenter als den Mitarbeitenden des Klosters in Einsiedeln. Dies ist eine Folge der Synodalität, wie sie hier Tag für Tag gelebt wird. Täglich wird für Abt Urban und die Gemeinschaften im Kloster Fahr und im Kloster Einsiedeln gebetet. Jeweils am Dienstag treffen sich die drei Mitbrüder, die in Vorarlberg einen Dienst innehaben, zum Mittagessen und zum Austausch in der Propstei. Und Immer wieder dürfen wir Mitbrü- der und Mitschwestern aus Einsiedeln oder dem Kloster Fahr bei uns begrüssen. Fast täglich fliessen Informationen über die Landesgrenzen hin und her und wöchentlich im internen Informationsorgan für alle. Mit der ganzen Schöpfung Nicht zuletzt ausgelöst durch den Klimawandel nehmen wir heute wahr, dass Synodalität die ganze Schöpfung betrifft. Die Hoher Besuch: Bundesministerin Leonore Gewessler und der Vorarlberger Landrat Daniel Zadra, flankiert von Propst Martin Werlen und Bereichsleiter David Ganahl (Foto: Bettina Martin). Sorge für das gemeinsame Haus ist zutiefst im Evangelium verwurzelt. Mit der prophetischen Enzyklika «Laudato si‘» auf den Klimagipfel in Paris hin hat Papst Franziskus viele Menschen erreicht, weniger leider in kirchlichen Kreisen. Der Einsatz für die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs im Grossen Walsertal hat die zuständige Bundesministerin Leonore Gewessler und den zuständigen Landesrat Daniel Zadra in die Propstei geführt. In der Propstei haben wir – ausgelöst durch das päpstliche Schreiben – nicht mehr einen Gemüsegarten, sondern einen Kräutergarten, einen Naschgarten und einen Blumengarten. Ausgezeichnet mit Texttafeln aus der Enzyklika ist es ein «Laudatosi‘»-Garten geworden. Damit haben unsere Bienen einen neuen Lebensraum erhalten, der uns sehr zugute kommt. Latisha, die Hündin der Betriebsleiterin, hat es fertiggebracht, den Propst von sei- nen Hundeängsten zu befreien. Seither sind die beiden oft beieinander: im Grossraum-Büro, im Restaurant, beim Spazier-

9 WALLFAHRT J AHRE S THEMA Entfernung aus dem Kirchenschiff ermöglicht es, wieder zu erleben, was Pater Nathanael oft gepredigt hat: Die ganze Schöpfung ist bei der Eucharistiefeier sichtbar dabei, ebenso die Menschen früherer, gegenwärtiger und zukünftiger Generationen. «Auf Hoffnung hin» (Röm 8,20) ist die ganze Schöpfung geschaffen. Die Synodalität ist das respektvolleMiteinander auf dem Weg zum Ziel dieser Hoffnung. Die Gäste der Propstei staunen, dass sie das in der abgelegenen Propstei St.Gerold erfahren und lernen dürfen. Pater Martin Werlen gang, in der Ruhepause oder beim «In der Mitte des Tages kurz innehalten» in der Kirche. Latisha ist auch bei allen wichtigen Sitzungen dabei – auch bei der zweiwöchigen Sitzung der Baukommission. Eine besondere Erfahrung der Synodalität ist vielen Menschen in der Begegnung mit den Pferden geschenkt. Da staunen sowohl Fachleute der Psychotherapie als auch Fachleute für Pferde. Das Miteinander von Mensch und Schöpfung ist in der freundschaftlichen Beziehung zwischen dem heiligen Gerold und dem damals in den Wäldern wohnenden Bären eindrücklich dargestellt. Seit einigen Monaten sind in der Propsteikirche die von Kim en Joong gestalteten Glasscheiben wieder entfernt. Dem grossen Können des Künstlers kann man weiterhin im Eingangsraum der Propsteikirche, in der Krypta, in der Gnadenkapelle und in verschiedenen Räumlichkeiten begegnen. Die Vom Gemüse- zum Kräuter-, Blumen- und Naschgarten nach dem Vorbild des «Laudatosi‘»Gartens, hier noch mitgestaltet durch die Baustelle (Foto: David Ganahl).

10 WALLFAHRT OKTOBER Gebetsmeinung Weltkirche Beten wir für die Kirche, dass die Gläubigen auf allen Ebenen einen Lebensstil führen, der vom Hören und vom Dialog geprägt ist, und sich vom Heiligen Geist an alle Orte und in alle Lebensbereiche der Menschen führen lässt. Kirche Schweiz In der Schweiz leben katholische Christinnen und Christen aus vielen Ländern. Wir bitten Gott um die Gabe der Geschwisterlichkeit, die Anderssein als Geschenk entgegennimmt, und Gläubige verbindet in ihrem Wirken für das Reich Liturgischer Kalender für den Oktober und November 1. So 26. Sonntag im Jahreskreis Rosenkranzsonntag Hl. Theresia vom Kinde Jesus (†1897) Ordensfrau, Kirchenlehrerin 4. Mi Hl. Franz von Assisi (†1226) Ordensgründer 6. Fr Herz-Jesu-Freitag 7. Sa Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz 8. So 27. Sonntag im Jahreskreis Ä ussere Feier der Übertragung der Reliquien des heiligen Meinrad 13. Fr Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 15. So 28. Sonntag im Jahreskreis Hl. Theresia von Jesus (†1582) Ordensfrau, Kirchenlehrerin 16. Mo Hl. Gallus (†7. Jh.) Mönch, Einsiedler, Glaubensbote 17. Di Hl. Ignatius von Antiochien (†117) Märtyrer 18. Mi Fest Hl. Lukas Evangelist 22. So 29. Sonntag im Jahreskreis Weltmissionssonntag 23. Mo Jahresgedächtnis für alle Äbte, Mönche, Nonnen und Wohltäter 28. Sa Fest Hl. Simon und Judas (Thaddäus) Apostel 29. So 30. Sonntag im Jahreskreis 31. Di Hl. Wolfgang Mönch von Einsiedeln, Bischof Bischof von Regensburg

11 WALLFAHRT 26. So Hochfest Christkönigssonntag 34. Sonntag im Jahreskreis Hl. Konrad († 975), Hl. Gebhard († 995) Bischöfe 30. Do Fest Hl. Andreas Apostel NOVEMBER Gebetsmeinung Weltkirche Beten wir für den Heiligen Vater, dass er in Erfüllung seiner Sendung die ihm anvertraute Herde mit Hilfe des Heiligen Geistes begleite. Kirche Schweiz Auch in Zeiten moderner Medizin sterben Kinder vor, während oder kurz nach ihrer Geburt. Wir bitten Gott um das Geschenk seiner Zärtlichkeit für diese Sternenkinder und für alle von ihrem Tod betroffenen Menschen. 1. Mi Hochfest Allerheiligen 2. Do Allerseelen 3. Fr Herz-Jesu-Freitag 4. Sa Hl. Karl Borromäus (†1584) Bischof 5. So 31. Sonntag im Jahreskreis Tag der Völker 9. Do Fest Weihe der Lateranbasilika 10. Fr Leo der Grosse († 461) Papst, Kirchenlehrer 11. Sa Hochfest Hl. Martin von Tours (†397) Bischof, Patron des Kt. Schwyz 12. So 32. Sonntag im Jahreskreis 13. Mo Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 16. Do Hl. Othmar (†759) Gründerabt von St. Gallen 17. Fr Getrud die Grosse (†1302) Ordensfrau, Mystikerin 19. So 33. Sonntag im Jahreskreis Welttag der Armen 21. Di Unsere Liebe Frau von Jerusalem 22. Mi Hl. Cäcilia (†230) Jungfrau, Märtyrin 24. Fr Hl. Kolumban (†615) Abt, Glaubensbote

12 WALLFAHRT So 1. Rosenkranzsonntag 08.00 Uhr Eucharistiefeier GK 09.30 Uhr Festliches Pontifikalamt KK 11.00 Uhr Pilgermesse KK 14.30 Uhr Pilgerandacht mit Rosenkranzgebet KK 16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer Aussetzung KK a nschl. Eucharistische Prozession KP 17.30 Uhr Eucharistiefeier GK 18.15 Uhr Rosenkranz GK 19.00 Uhr Komplet KK Sa 7. Gedenktag Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz 11.15 Uhr Konventamt KK 18.30 Uhr Rosenkranz GK OKTOBER Gottesdienste in Einsiedeln Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, BK Beichtkirche, UK Unterkirche KP Klosterplatz So 8. Meinradssonntag 09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK 11.00 Uhr Pilgermesse KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK a nschl. Prozession und Segen mit dem Haupt des hl. Meinrad Fr 13. Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 16.00 Uhr Andacht mit Eucharistischem Segen UK Mo 23. Jahresgedächtnis für alle verstorbenen Äbte, Mönche, Oblaten, Pilger und Wohltäter des Klosters 11.15 Uhr Feierliches Pontifikalrequiem mit «Libera» KK Das feierliche Jahresgedächtnis am 23.Oktober trägt klosterintern den Namen «Aller-Äbte-Jahrzeit» und ist liturgisch durch die schwarze Farbe der Paramente gekennzeichnet. Ein besonderes Schmuckstück ist das Antependium mit der Darstellung der klugen und der törichten Jungfrauen (Foto: zVg).

13 WALLFAHRT Mi 1. Hochfest Allerheiligen 09.30 Uhr Festliches Pontifikalamt KK 11.00 Uhr Pilgermesse KK 15.30 Uhr Spirituelle Führung «Heilsgeschichte im Bild» KK 16.30 Uhr Feierliche Pontifikalvesper KK Do 2. Gedächtnistag Allerseelen 11.15 Uhr Feierliches Requiem mit «Libera» KK Fr 3. Herz-Jesu-Freitag 20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK NOVEMBER Führung «Heilsgeschichte im Bild» am 1. November 2023 Zum Hochfest Allerheiligen, dem 1. November, bietet Frater Meinrad Hötzel eine weitere spirituelle Kirchenführung an. Passend zum Festtag geht es dabei um die Heiligen in der Klosterkirche. Frater Meinrad schreibt dazu: «Die Heiligenverehrung wirkt oft wie ein seltsames, manchmal sogar makabres Randgebiet des Glaubens. In der Klosterkirche Einsiedeln scheinen die Heiligen mit den Seitenaltären und Reliquien sogar wortwörtlich an den Rand gedrängt zu sein. Die spirituelle Führung an Allerheiligen um 15.30 Uhr möchte zeigen, dass die Heiligen tatsächlich als zentrale Beispiele praktischer Umsetzung der lebendigen Gottesbeziehung erscheinen, die Thema des künstlerischen Gesamtprogramms unserer Kirche ist. Diese Konkretheit gelebten Glaubens zeigt sich dabei nicht nur in schönen Gemälden, sondern wird in Reliquien sogar wirklich leibhaftig greifbar.» Die spirituelle Führung beginnt um 15.30 Uhr in der Klosterkirche und dauert bis kurz vor der Vesper. Der Treffpunkt ist bei den Bänken hinter der Gnadenkapelle. Eintritt ist frei, eine kleine Spende wird erbeten. Sa 11. Hochfest des hl.Martin 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK Mo 13. Einsiedler Gebetstag für geistliche Berufe 16.00 Uhr Andacht mit Eucharistischem Segen UK So 26. Christkönigssonntag 09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK

14 WALLFAHRT Seelsorge Beichtzeiten Sonn- und Feiertage: 08.30–09.15 /10.45–11.00 / 15.00–16.00 /17.00–18.00 Uhr Montag bis Samstag: 10.00–11.00 / 15.00–16.00 / 17.00–18.00 Uhr Das «Goldene Ohr» das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch Klosterkirche Ostern bis Allerheiligen: 6.00–21.00 Uhr Allerheiligen bis Ostern: 6.00–20.30 Uhr Segnung von Andachtsgegenständen Montag bis Samstag: 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr Wallfahrtsinformationen Öffnungszeiten Kirchenpforte Montag bis Samstag: 09.00–11.00 / 13.30–16.15 / 17.00–18.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 09.00–09.15 / 10.30–11.00 / 11.45–12.00 / 13.30–16.15 / 17.15–18.00 Uhr Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Montag bis Freitag 09.00–11.00 / 13.30–17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: 09.00–11.00 Uhr Telefon: +41 (0)55 418 62 70 Fax: +41 (0)55 418 62 69 wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00–12.00 Uhr / 13.30–17.30 Uhr Samstags: 10.00–16.30 Uhr Telefon: 055 418 64 71 www.klosterladen-einsiedeln.ch Gottesdienste in der Klosterkirche Werktage 06.15 Uhr Eucharistiefeier (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes 09.30 Uhr Eucharistiefeier (Gnadenkapelle) 11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar) 12.05 Uhr Mittagsgebet 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Eucharistiefeier (Gnadenkapelle) 18.05 Uhr Rosenkranzgebet 20.00 Uhr Komplet Sonn- und Feiertage 17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar) 07.15 Uhr Laudes 08.00 Uhr Eucharistiefeier (Gnadenkapelle) 09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar) 11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Eucharistiefeier (Hauptaltar/Gnadenkapelle) 18.15 Uhr Rosenkranzgebet 20.00 Uhr Komplet Bitte konsultieren Sie unsere Website: www.kloster-einsiedeln.ch

15 WALLFAHRT Der Wallfahrtspater lädt ein Der «Rosenkranzsonntag» in Einsiedeln Der «Rosenkranzsonntag» am ersten Sonntag im Oktober ist das letzte Marienfest während der Einsiedler Wallfahrtssaison. Dieser Feiertag ist nicht nur geprägt durch das festliche Pontifikalamt und das Rosenkranzgebet, sondern auch durch die Eucharistische Prozession im Anschluss an die Vesper. Dies will besagen: Die Gottesmutter Maria führt uns immer zu ihrem Sohn, der mit uns unterwegs ist. Das Rosenkranzgebet spielt in vielen Pfarreien unseres Landes und im Glaubensleben der allermeisten Katholiken – wenn überhaupt – eine untergeordnete Rolle. Am Marienwallfahrtsort Einsiedeln hingegen versammeln sich Tag für Tag zahlreiche Gläubige, um die Gottesmutter Maria im Rosenkranzgebet zu ehren. Die Betrachtung der Geheimnisse des Lebens, des Leidens und der Verherrlichung Jesu können auch heute eine Quelle der Kraft und des Friedens sein. Fest aus der Barockzeit Diese Kraft des Rosenkranzgebets hat auch die Kirche im Laufe der Geschichte immer wieder erfahren. So geht der Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz auf Siege der christlichen Heere gegen muslimische Invasoren im 16. und 18. Jahrhundert zurück. In der Barockzeit war der «Rosenkranzsonntag» in Einsiedeln ein spektakuläres Fest mit theatralisch nachgestellter Seeschlacht und grossartiger liturgischer Inszenierung. Heute geht es in Einsiedeln schlichter zu und her – und damit auf das Herzstück des Rosenkranzes verweisend: Mit Maria auf Jesus schauen, der unser wahrer Friede ist. Der gottesdienstliche Höhepunkt ist am «Rosenkranzsonntag», dem 1. Oktober 2023 zweifellos das Pontifikalamt um 9.30 Uhr, das vom Stiftschor musikalisch mitgestaltet werden wird. An der Pilgermesse um 11.00 Uhr nehmen auch die Schweizer Mitglieder der «Gebetsgemeinschaft Rosenkranz-Sühnekreuzzug» teil. Die Pilgerandacht mit gemeinsamem Rosenkranzgebet um 14.30 Uhr ist ein besonderer Akzent des Tages. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Pontifikalvesper um 16.30 Uhr mit Aussetzung des Allerheiligsten und Eucharistischer Prozession. Bei guter Witterung führt die Prozession über den Klosterplatz zum Aussenaltar und von dort zurück in die Kirche, bei ungünstiger Witterung verbleibt die Prozession in der Klosterkirche. Pater Philipp Steiner Bei guter Witterung führt die Eucharistische Pro- zession über den Klosterplatz. Hier eine Impression aus der jüngeren Vergangenheit (Foto: JeanMarie Duvoisin).

16 WALLFAHRT «Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen» lautet der erste Teil eines Geburtstagsliedes. In besonderen Lebenssituationen, beim Jahreswechsel oder beim Abschied überreichen wir einander Glück- und Segenswünsche. Wir tun dies im Wissen um die Kostbarkeit und Verletzlichkeit unseres Daseins. Glück hat etwas Zufälliges an sich, das wir nicht beeinflussen können. Anders ist es beim Segen: Er ist zuverlässig, denn er geht vom Schöpfer des Lebens und Geber alles Guten aus. Die Bibel erzählt immer wieder davon, wie Gott aus dem Tod rettet und Lebensfülle schenkt. Mit einfachen Segenworten und -gesten ebenso wie in liturgischen Segenshandlungen und Segensfeiern erbeten wir das Gute von Gott und sprechen es einander zu. Das lateinische Wort für segnen (benedicere) meint genau dies: Gutes zusagen. Eltern und Paten zeichnen dem Taufkind ein Kreuz auf die Stirn zum Zeichen seiner Zugehörigkeit zu Christus. Sie sind eingeladen, das Kind auch selber im täglichen Leben auf diese Weise zu segnen. Segen ist mehr als Glück. Er drückt persönliche Zuwendung und Verbundenheit aus, ein Mitgehen und Mittragen, das Kraft gibt in der Bewältigung des Alltags und der grossen Lebensaufgaben. Und wer Segen erfährt, kann selber zum Segen für andere werden. (Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012) Liturgisches Grundwissen Segnen Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch Die segnende Hand in einem griechischen Kloster (Foto: Wikimedia).

Zwei «un-»Seiten aus dem «Duden – Die deutsche Rechtschreibung», 1991 (Foto: zVg). Haben Sie gewusst, dass ... … die zwei Buchstaben «un-», die wir vor andere Wörter setzen können, ganz verschiedene Kraft haben? Eine Aufgabe muss unerledigt bleiben, weil sie unerschöpfliche Kräfte fordert. Zwei Menschen können das gleiche Ereignis verschieden beurteilen; der eine empfindet es als unerhört, der andere als unerheblich. Ein unerwartetes Ereignis, kann uns, weil wir unvorbereitet sind, unverhofft treffen und uns in eine unschöne Situation bringen; es ist aber auch möglich, dass das unerwartete Ereignis etwas Erfreuliches ist. Das Spannende an diesen zwei Buchstaben un- ist, dass sie vor Hauptwörter und Eigenschaftswörter gesetzt werden können, dabei immer etwas verneinen, und dadurch als Resultat etwas Positives oder Negatives, etwas Erfreuliches oder etwas Trauriges zurücklassen. Wer betet, hat manchmal das Gefühl, dass seine Gebete unerhört bleiben, und das macht traurig. Wenn aber der gleiche Mensch bei einer Tombola eine unerhörte Summe gewinnt, jubelt er. Schlägt man im Duden die Einträge, die mit un- beginnen, nach, fällt allerdings schnell auf, dass diese Vorsilbe zum grossen Teil vor Haupt- und Eigenschaftswörter gesetzt werden, die etwas Schönes, Gutes, etwas Positives aussagen und es somit ins Gegenteil, ins Negative verkehren. Darum ist es wichtig, dass wir uns vor den meisten Un-Wirklichkeiten hüten; andernfalls werden viele Worte, Bestrebungen, Bemühungen unfruchtbar gemacht. Streben wir also danach, anderen möglichst wenig Ungemach zu bereiten, sie nicht zu Unzeiten zu stören, aber auch, jemandem eine unverhoffte Hilfe zu geben, und eine schwierige Situation unverkrampft anzugehen. Der Dichter Andreas Knapp führt uns auf die richtige Spur: «Die Untat lässt sich nicht lange ungeschehen machen.» Bemühen wir uns darum entschieden, dass wir nicht Unmenschen werden! Pater Alois Kurmann 17

18 KLOS TER E INS I EDELN Psalm 29 1 Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, bringt dar dem Herrn Ehre und Macht! 2 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, werft euch nieder vor dem Herrn in heiliger Majestät! 3 Die Stimme des Herrn über den Wassern: Der Gott der Ehre hat gedonnert, der Herr über gewaltigen Wassern. 4 Die Stimme des Herrn voller Kraft. die Stimme des Herrn voll Majestät. 5 Die Stimme des Herrn bricht Zedern, der Herr hat zerbrochen die Zedern des Libanon. 6 Er liess den Libanon hüpfen wie einen Jungstier, wie einen Wildstier den Sirjon. 7 Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, 8 die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, beben lässt der Herr die Wüste von Kadesch 9 Die Stimme des Herrn lässt Hirschkühe kreissen, sie riss ganze Wälder kahl. In seinem Palast ruft alles: Ehre! 10 Der Herr thronte über der Flut, der Herr thronte als König in Ewigkeit. 11 Der Herr gebe Macht seinem Volk. Der Herr segne sein Volk mit Frieden.

KLOS TER E INS I EDELN 19 tenden im letzten Vers den festen Wunsch aussprechen können, dass Gott uns Kraft gebe und uns mit seinem Frieden segne. Uns Schweizerinnen und Schweizern kommt zu Recht beim Beten dieses Psalms die letzte Strophe unserer Nationalhymne in den Sinn: «Fährst im wilden Sturm daher, bist du selbst uns Hort und Wehr, du allmächtig Waltender, Rettender. In Gewitternacht und Grauen, lasst uns kindlich ihm vertrauen!» Dieser Psalm, der nicht klagt, nicht Hilfe gegen Feinde erfleht, nicht Erwartungen und Hoffnungen formuliert, sondern Gottes Kraft, Macht, Majestät preist, ist ein besonderes Juwel im Psalmenbuch. Er hilft uns, mit Vertrauen und ohne Zweifel unser Vertrauen auf Gott auszusprechen. Denn er, der über allen Stürmen der Natur thront, der im Donner seine Kraft spielen lässt, er ist der Herr, den wir in den Psalmen bitten, dass er uns mit Frieden segne. Pater Alois Kurmann Dar Aufbau des Psalm 29 ist klar, einfach. Die Verse 1–10 bringen Gott im Zusammenhang mit dem Naturphänomen eines Gewitters, der letzte Vers formuliert die Bitte, dass dieser Gott mit seiner Macht sein Volk stärke, es segne, ihm Frieden gebe. Es fällt allerdings auf, dass die Formulierungen und der Gebrauch der grammatikalischen Zeiten nicht einheitlich sind. Die Verse 1–2 sind eine Aufforderung, Gott zu Ehren. In den Versen 3–10 wird das Wirken Gottes im Sturm beschrieben, das die Aufforderung, Gott zu ehren, begründet. Bemerkenswert ist, dass in diesen Versen der Gebrauch der Zeiten nicht einheitlich ist. Verschiedene Verse stehen in der Gegenwart: Vers 5: Die Stimme des Herrn bricht Zedern, Vers 7–10: Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, lässt die Wüste beben, lässt Hirschkühe kreissen, der Herr thront über der Flut. Andere Verse formulieren die Aussagen in der Vergangenheit: Vers 5: Der Herr hat zerbrochen die Zedern des Libanon, Vers 6: er liess den Libanon hüpfen, Vers 9: (die Stimmer des Herrn) riss ganze Wälder kahl, Vers 10: Der Herr thronte. Es geht hier nicht darum, diesen Wechsel der Zeiten zu diskutieren, zu überprüfen, ob er dem hebräischen Text entspricht, ob andere Übersetzungen den gleichen Wechsel der Zeiten aufweisen. Nehmen wir den Wechsel als einen Ausdruck dafür, dass das Wirken Gottes im Sturm zu allen Zeiten, ob in der Vergangenheit, ob in der Gegenwart oder in der Zukunft immer mächtig, imposant, Bewunderung erweckend ist und die Beter zum freudigen Bekenntnis aufruft: «In seinem Palast ruft alles: Ehre!» Dieses Bekenntnis gibt das Fundament dafür, dass die BeJuwel im Psalmenbuch Gott, der Herr im Gewitter

20 KLOS TER E INS I EDELN Es ist unendlich viel, was im Verlauf unseres Lebens passiert und was wir in all den uns geschenkten Jahren erleben. Das geht uns jeweils durch den Kopf, wenn wir am Grab eines verstorbenen Mitmenschen stehen. Einiges davon wurde uns zu Beginn des Gottesdienstes im Lebenslauf von Pater Raimund in Erinnerung gerufen: anderes erzählen wir einander im Gespräch als Anekdoten oder gemeinsame Erlebnisse, doch der grosse Rest ist Alltag, mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Unendlich vielfältig ist auch das, was wir im Verlauf unseres Lebens nicht getan haben, was wir verpasst haben, nicht etwa aus eigener Schuld, sondern schlicht und einfach, weil uns in unserer Endlichkeit unüberwindbare Grenzen gesetzt sind. Angesichts dieser unendlichen Weite sind wir versucht, mit Ps 39 zu sagen: «Ein Hauch nur ist jeder Mensch», eine verschwindend kleine Episode im Verlauf der Weltgeschichte und erst recht in den unendlichen Weiten des Kosmos. «Windhauch», nichts als «Windhauch», würde Kohelet sagen. Doch unser Glaube schenkt uns da eine ganz andere Perspektive, wie wir soeben aus dem Evangelium in wunderbaren Bildern gehört haben: Noch viel mehr als die Vögel des Himmels, mehr als die Lilien des Feldes hat unser Leben bei Gott seinen Wert, gerade auch der Alltag, der oft so banal, so gewöhnlich, so ohne jede Besonderheit daherkommt. Gott selber sorgt für uns, wie für die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes – vorausgesetzt, dass es uns zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit geht. Und das dürfen wir von einem echten Christen und erst recht von einem Mönch und Priester erwarten, der sein Leben Gott zur Verfügung gestellt hat. So erfüllt uns amGrab des Verstorbenen der Blick auf sein Leben mit grosser Dankbarkeit. Hier hat Gott gewirkt! Unser Glaube hält uns noch ein weiteres Geschenk bereit: «Ich bin überzeugt», so Paulus in der heutigen Lesung, «dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll». Wir sind zur ewigen Herrlichkeit berufen, zu einer unvorstellbaren Erfüllung unseres Lebens. Man sagt oft, die Vorfreude sei grösser als die Freude, wenn es einmal so weit ist. In memoriam Pater Raimund Gut 1936–2023 Pater Raimund Gut, 1936–2023.

21 KLOS TER E INS I EDELN Hier scheint dies nicht der Fall zu sein. Wer von uns kann schon sagen, dass er sich wirklich freut auf die Erfüllung unseres Lebens in der ewigen Herrlichkeit? Theoretisch vielleicht schon, vor allem, wenn wir uns auf die Ebene der Theologie begeben, aber praktisch, im Alltag? Und warum ist das so: weil diese Erfüllung noch weit entfernt ist? Weil wir noch durch so vieles im konkreten Leben absorbiert und beschäftigt sind? Weil diese Erwartung eine «blosse» Hoffnung ist, die ja immer von einer gewissen Unsicherheit begleitet ist? Wie dem auch sei, der Verstorbene, von dem wir glauben, dass er seine ewige Erfüllung in der Herrlichkeit Gottes bereits erreicht hat, möge uns diese Hoffnung erneut in Erinnerung rufen und uns in dieser Vorfreude bestärken. Ja, wir sind zur ewigen Herrlichkeit berufen, auch wenn wir noch nicht genau wissen, was uns da erwartet, heisst es doch im1. Johannesbrief «jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir seinwerden, ist noch nicht offenbar geworden». Es war ein Markenzeichen von P. Raimund, seine Predigten kurz zu halten. Ihm möchte ich die Ehre erweisen und dieser seiner Devise folgen, und darum sage ich jetzt: Amen. Pater Lorenz Moser Lebenslauf Pater Raimund wurde am 7. Oktober 1936 dem Ehepaar Fritz und Maria Gut, Letztere eine gebürtige Eckert, geschenkt, und am 16. Oktober auf den Namen Anton getauft. Zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Fritz wuchs Anton in Zürich Albisrieden auf. Albisrieden war damals noch ein ländliches, von der Landwirtschaft geprägtes Dorf, entwickelte sich aber schon in grossem Tempo zum modernen Grossstadtteil von Zürich. Nach der sechs Jahre dauernden Primarschulzeit durfte Anton den Vorkurs an der Stiftsschule des Klosters Einsiedeln beginnen. Es war der Anfang seiner etwas mehr als neun Jahre dauernden Schulzeit hier in Einsiedeln. In der Ferienzeit galt es, durch Gelegenheitsarbeiten mitzuhelfen, das Studiengeld zusammenzubringen – auch für den älteren Bruder, der das Lehrerseminar in Küsnacht (ZH) besuchte. Im Juni 1958 schliesslich durfte Anton das Maturazeugnis entgegennehmen. Unmittelbar danach verdiente er in Zürich den Korporal ab, nachdem er die Rekrutenschule bereits während der Zeit an der Stiftsschule absolviert hatte. Schon als Primarschüler hegte Anton denWunsch, Theologie zu studieren. Er bewarb sich in Rücksprache mit seinemHeimatbistum Chur um einen Studienplatz am erzbischöflichen Seminar in Mailand, den er auch bekam. Es sei eine ganz andere Welt gewesen, die er da kennengelernt habe, schrieb er wenig später rückblickend. Offenbar eine Welt, in der er sich nicht besonders wohl fühlte. Bereits im ersten Studienjahr entschloss er sich, ins Kloster einzutreten. Seinem Aufnahmegesuch wurde entsprochen, und so wurde Anton am 1. Oktober 1959 hier in Einsiedeln mit dem Gewand des heiligen Benedikt eingekleidet. Ein Jahr später, am 11. Oktober 1960, legte er seine zeitlichen Gelübde ab und nahm dabei den Namen Raimund an. Das erinnert nicht zuletzt daran, dass Pater Raimund als erster seine Gelübde in Gegenwart des damals noch jungen Abtes Raimund Tschudi ablegte.

22 KLOS TER E INS I EDELN 1963 ging es dann sozusagen «Schlag auf Schlag»: ImMai schrieb Pater. Raimund eine Erklärung, dass er «mit freiem Willen» von der Dispens der Religionskongregation Gebrauchmache, nicht erst am11. Oktober, sondern bereits am1. September die Feierlichen Gelübde abzulegen. Zwei Wochen später – am 15. September – wurde er von Bischof Ansgar Nelson zum Subdiakon geweiht. Ansgar Nelson war Benediktiner und späterer Bischof von Stockholm. Nach seiner Emeritierung hielt er sich von 1962 bis 1967 in der Schweiz auf und stand mit unseremKloster in Kontakt. Am Samstag nach der Weihe zum Subdiakon, am 21. September, empfing Pater Raimund von Bischof Joachim Ammann, einemMissionsbenediktiner und -Bischof aus St. Ottilien, der zuletzt in Wil im Kanton St. Gallen lebte, die Diakonweihe. Diese mündete dann ein Monat später, am 26. Oktober, in die Priesterweihe, für die wiederum Bischof Ansgar Nelson nach Einsiedeln kam. Von der Feierlichen Profess bis zur Priesterweihe in knapp siebenWochen: Man schien es eilig zu haben! Ob es wohl in Freienbach einen dringenden Bedarf nach einem Seelsorger gab? Jedenfalls fand Pater Raimund dort als Kaplan für knapp drei Jahre sein erstes Einsatzgebiet. Doch bereits 1966 wurde er ins Kloster zurückgerufen, wo er als Lehrer an der Stiftsschule wirkte und in den unteren Klassen Mathematik, Religion und Deutsch unterrichtete. Noch im Juni traf sich der Maturajahrgang von 1973, zu dem auch unser im Vorarlberg wirkender Mitbruder Pater Niklaus gehört, zum Klassentag. Pater Raimund war ihr letzter, vor fünf Wochen noch lebender ehemaliger Lehrer. 1971 wurde Pater Raimund mit einer neuen Aufgabe betraut: Er wurde Vizestatthalter hier in Einsiedeln und erhielt in dieser Funktion auch die Führungsverantwortung über die klösterlichen Werkstätten. Viele kleinere und grössere Projekte durfte er so begleiten. Zu den grösseren gehörte die Planung und Realisierung des neuen Holzhofs, der den klösterlichen Forstbetrieb, die Sägerei und die damals neue Holzschnitzelheizung umfasste. Auf dieses grosse Projekt kam Pater Raimund immer zu sprechen, wenn er auf seine Zeit in der Statthalterei zurückblickte. Nicht ohne Stolz erwähnte er auch «seine» Druckerei, in der er über Jahre nicht nur interne Aufträge zu Papier brachte, sondern auch Aufträge externer Kunden. So druckte er unter anderem die Jahresberichte für die Schulen des Bezirks und gab die katechetischen Arbeitsblätter heraus. 22 Jahre nach seinem ersten Seelsorgeeinsatz in Freienbach unmittelbar nach der Priesterweihe, fand Pater Raimund erneut denWeg in die Seelsorge, wenn wir von seiner Tätigkeit als Katechet in Einsiedeln und Freienbach in den siebziger Jahren mal absehen: 1995 wurde er Pfarrer in Eschenz, wo er sieben Jahre wirkte. Die dort gesammelte Erfahrung konnte er dann noch von 2002 bis 2004 als Pfarrer in den Pfarreien Freienbach und Pfäffikon einbringen. 2004 hiess es zunächst einmal: «Ruhestand», soweit es so etwas imKloster überhaupt gibt, «ruht» der Mönch ja nicht eigentlich, sondern bleibt auf dem Weg, gleichsam ausgestreckt nach dem Ziel, nach dem er sich sehnt. In diesem Sinne ruhte auch Pater Raimund nicht, sondern trug treu das gemeinsame Chorgebet mit, unterstützte mit seiner Bassstimme den klösterlichen Männerchor und nahm Dienste bei Tisch wahr. Auch stand er als Aushilfsseelsorger zur Verfügung. Dennoch fand er etwas vermehrt Zeit, sich der Briefmarkensammlung des Klosters zu widmen, die er von Pater Konrad übernommen hatte. Auch das schon seit Jahrzehnten für ihn zum Alltag gewordene «Rauchopfer» mit seiner Tabakpfeife durfte nicht fehlen.

23 KLOS TER E INS I EDELN Pater Raimund nahm es mit einem Schmunzeln und mit der für ihn typischen Gelassenheit hin, als er zunächst 2008 und dann 2012 aus seinem «Ruhestand» wieder entlassen wurde. 2008 wurde er Pfarrvikar von Einsiedeln, Willerzell und Egg, und nach demHinschied von Altabt Georg Holzherr musste imKloster Seedorf der Spiritual ersetzt werden. Dieses Amt sollte nun eben Pater Raimund übernehmen. Man kann sich förmlich ausmalen, wie seine Antwort dem damaligen Abt Martin Werlen gegenüber gelautet haben dürfte: «Ja, guet, dänn halt!» Es galt also, die Tabakpfeife und andere Utensilien wieder einzupacken und nach Seedorf umzuziehen. Dort wirkte er genau zehn Jahre lang und kam im vergangenen Herbst endgültig ins Kloster zurück. Soweit es die Kräfte des inzwischen weit über achtzigjährigen noch zuliessen, war er stets bereit, kleinere Dienste wahrzunehmen. So half er gelegentlich im Beichtstuhl aus. Einmal noch, Ende Januar dieses Jahres, hielt er in der sonntäglichen Konventmesse die Predigt. Ein weiterer Predigteinsatz wäre für Anfang dieses Monats vorgesehen gewesen. Doch diesen konnte er aufgrund der schwindenden Kräfte bereits nicht mehr wahrnehmen. Wenige Tage vor seinem Tod äusserte er aufgrund seiner vielen Beschwerden, der deutlichen Schwäche und Atemnot den Wunsch, ins Spital gehen zu dürfen, wo er kurz darauf die Augen in dieser Welt schloss, nachdem ihn Pater Subprior noch mit der Krankensalbung gestärkt hatte. Pater Raimund war ein Oktoberkind. Im Oktober geboren und getauft, im Oktober ins Kloster eingetreten, im Oktober die zeitlichen Gelübde abgelegt; ohne Dispens wäre der Oktober auch der Monat seiner Ewigen Profess gewesen; im Oktober wurde er zum Priester geweiht – und im Oktober kam er aus Seedorf nach Einsiedeln zurück. Der Oktober ist der Monat der Muttergottes. So wollen wir Pater Raimund ihrer Fürsprache anvertrauen: Sie möge ihn nun an der Hand nehmen und zu Jesus führen, unserem Herrn, aus dessen Hand Pater Raimund ewiges Leben in unvergänglichem Licht und unzerstörbarem Frieden empfangen und auch annehmen möge. Pater Daniel Emmenegger

24 Von Pater Thaddäus Zingg handsignierter zweifarbiger Holzschnitt des Einsiedler Gnadenbildes ohne Behang (1983/1984). (Foto: Bruder Gerold Zenoni)

25 SALVE Ich bestelle ein Jahresabo der Zeitschrift «SALVE» à Fr. 39.– inkl. MwSt. Ich wünsche die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift ab nächstmöglicher Ausgabe. Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Telefon E-Mail Datum Unterschrift S A LV E Bestellkarte Zeitschrift «SALVE» Ich möchte die Zeitschrift «SALVE» gerne näher kennen lernen und bitte Sie um die Gratiszustellung der aktuellen Ausgabe. Ich bestelle ein Geschenkabonnement. Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Telefon Datum Unterschrift Geschenkabonnement für Bitte senden Sie den Geschenkgutschein an: Abo-Empfänger Rechnungsempfänger Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Ist die Bestellkarte verloren gegangen? Senden Sie uns bitte einfach diese Seite ausgefüllt zurück. Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen facettenreichen Einblick in das Leben hinter den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En - gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge. In verschiedenen Rubriken informiert die Zeitschrift unter anderem umfassend über die Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr sowie in der Propstei St.Gerold. S A LVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr 4 · 2 0 2 2 S A LV E

26 KLOS TER E INS I EDELN Als wir kurz vor zwölf Uhr ankamen, wurden wir gleich ins Restaurant geführt, ein grosser, schlichter Raum mit angrenzender Terrasse. Wir waren die einzigen Gäste, denn es ist kein öffentliches Restaurant, sondern dient nur Anlässen der Gemeinschaft. Nach und nach trafen weitere Gäste ein, die zur Begegnung mit uns aufgeboten waren: Imame und verantwortliche Leiter von Gemeinschaften aus Reinach, Thun, Bern, Zürich, Schaffhausen, St. Gallen, Wil, sodass wir schliesslich ein gutes Dutzend waren, die in den Genuss eines feinen Mittages- sens kamen. Ehrenamtliche Arbeit Bei dieser Gelegenheit erhielten wir bereits ein paar interessante Informationen über die albanisch-islamische Gemeinschaft in der Schweiz und deren Organisation. Beeindruckend war der Hinweis, dass in diesem Verein die meiste Arbeit ehrenamtlich, also unbezahlt getan wird, während die nötigen Finanzen durch die Mitglieder aufgebracht werden. Zuschauer Nach dem Essen wurden wir zumMittagsgebet in den grossen, mit einem roten Teppich ausgelegten Gebetsraum eingeladen, und zwar als Zuschauer, für die man eigens eine Reihe Stühle bereitgestellt hatte – also nicht als offizielle Mitbeter, sodass wir zwar die Schuhe ausziehen, aber die rituellen Waschungen nicht vollziehen mussten, für die bei den Eingängen eigene Einrichtungen zur Verfügung stehen. Wir hätten auch nicht gewusst, was wir hätten tun sollen, denn der grösste Teil des Gebets war still und mit entsprechenden Gebetshaltungen verbunden. Beeindruckend war vor allem der gesungene Gebetsruf mit Texten aus dem Koran, doch vom Inhalt der Gebete habenwir nichts mitbekommen. Es gibt auch keine Gebetsbücher, da das stille Gebet rein persönlich ist. Es waren übrigens nur Männer im Raum, den Frauen ist ein abgesonderter Raum zugewiesen. Es ist schon etwas Besonderes, wenn fünf Benediktinermönche eine Moschee besuchen. So geschehen am 12. Juni 2023 im aargauischen Reinach, wo mitten im Industriequartier die modernste und grösste Moschee der albanisch-islamischen Gemeinschaft der Schweiz steht. Es war ein Gegenbesuch zum Besuch von 14 Imamen aus der ganzen Schweiz im Kloster Einsiedeln im Oktober letzten Jahres. Einsiedler Mönche in der Moschee Ein Schritt zur Annäherung Die Moschee der albanisch-islamischen Gemeinschaft im aargauischeen Reinach.

27 KLOS TER E INS I EDELN Seelsorge sehr gefragt Nach diesem Gebet trafen wir uns in einem Sitzungszimmer zum Austausch über das Thema «Seelsorge». Während Pater Cyrill Bürgi inhaltliche Aspekte der Seelsorge aufgriff, so z. B. die Frage, was überhaupt unter «Seele» zu verstehen sei, berichtete der Vertreter der VIOZ, der Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich, Abduselam Halilovic, von ihren erfolgreichen Bemühungen, in verschiedenen Bereichen wie Schulen, Altersheimen, Spitälern und Gefängnissen etc. präsent zu sein. Die Nachfrage nach «Seelsorge» sei sehr gross, und man sei dankbar für die wachsende Akzeptanz bei den offiziellen Stellen. Allerdings ging er nicht auf die Frage ein, was unter Seelsorge zu verstehen sei, sodass man sich leider nicht auf der inhaltlichen und damit theologischen Ebene treffen konnte. Kompetente Führung Anschliessend folgte noch ein Rundgang durch die restlichen Räume der Moschee: Kinderhort, Raum für Jugendliche, Sitzungszimmer, Bibliothek, grosszügiges Foyer, in etwa das, was heute in modernen Gemeinschaftszentren von Pfarreien zu finden ist. Es war besonders wertvoll, dass uns der Architekt Muharem Berzati selber durch das imposante Gebäude führte und uns das Konzept vorstellen, sowie unsere Fragen kompetent beantworten konnte. Gegenbesuch Die Einladung verdankten wir den beiden Herren Azir Aziri, Imam der IKRE-Moschee in Thun, sowie Hans W. Weber, christlicher Beauftragter für den religiösen und interkulturellen Austausch. Es war ein Gegenbesuch zum Besuch von 14 Imamen aus der ganzen Schweiz im Kloster Einsiedeln im Oktober letzten Jahres. Dankbar und bereichert mit vielen wertvollen Eindrücken und Erfahrungen kehrten wir nach Hause zurück, überzeugt, dass uns das Treffen einen Schritt näher zueinander gebracht hat. Pater Lorenz Moser Gastgeber und Gäste (Fotos: zVg). Die Einsiedler in der Zuschauerrolle.

28 KLOS TER E INS I EDELN Am Freitag, 30. Juni, fand der Rekreationstag des Fraterstocks statt, der uns nach Solothurn führte. Vom Bahnhof aus wanderten wir zur Verenaschlucht, wo wir in der Verenakapelle die Eucharistie feierten. Der dortige Einsiedler Michael Daum hatte alles vorbereitet. Dann ging es zu Fuss weiter nach Oberdorf, wo uns Pfarrer Roger Brunner schon erwartete und uns ein paar interessante Hintergrundinformationen zur Geschichte der Wallfahrtskirche gab. Nach dem Mittagessen im Restaurant «Kreuz» ging es mit demBus zurück in die Stadt, wowir noch die prächtige Jesuitenkirche und die imposante Kathedrale besichtigten. Zum Schluss gab es noch ein Glacé und ein Bier. 12. August Am heutigen Samstag beginnt das «Sommerkloster». Unter diesem Namen führen wir ab diesem Jahr das Angebot des Volontariats in neuer Form weiter. Bis zum 19. August werden zehn junge Männer als Gäste mit uns mitleben und verschiedene Aspekte unserer Lebensform und Spiritualität vertieft kennenlernen. So werden sie nicht nur die Liturgie mitfeiern und mit Pater Mauritius und Bruder Klemens in einigen unserer Arbeitsbereiche mithelfen, sondern auch in Seminareinheiten von Pater Daniel und Pater Cyrill einen Einblick in die Spiritualität von Benediktsregel und Wüstenvätern erhalten, mit Pater Philipp eine Pilgerwanderung machen und bei Pater Jean-Sébastien praktisch anhand der Kalligraphie klösterliche Kultur kennenlernen. Die Teilnehmer freuen sich schon sehr auf die spannende Erfahrung, einen Blick hinter Klostermauern werfen zu dürfen. «Spiritus rector» des Sommerklosters ist Frater Meinrad. 15. August Der heutige Festtag der Aufnahme Marias in den Himmel ist gleich dreifach ausgezeichnet: Zum einen dürfen wir als Hauptzelebranten Msgr. André Gueye, Bischof von Thiès in Senegal begrüssen. Bischof Gueye weilt anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Vereins «Hand für Afrika» in der Schweiz. Er wird begleitet von seinem Generalvikar und dem ehemaligen Direktor von Caritas Senegal. RÜCKBL ICK KONVE NT GLÖCKL I Die Eröffnung des Schuljahres 2023/24 am 30.Augusgt im Theatersaal und das Motto für das neue Schuljahr (Fotos: zVg).

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